Das Buch liegt mir bereits seit einigen Wochen vor, es war mir dankenswerter Weise von den Autoren als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt worden. Leider bin ich erst jetzt dazu gekommen, es endlich durchzulesen.
In zwei Worten: Sehr nützlich!
Wer einen aktuellen Status Quo der Blogosphäre in Deutschland (und natürlich auch darüber hinaus; es gibt viele Verweise auf Entwicklungen in den USA) haben möchte, hat mit dem handlichen Buch – quasi im Jackentaschenformat – eine übersichtliche Zustandsbeschreibung vorliegen, die alle wichtigen Facetten des Themas „Blogs“ abdeckt. Im Sinne einer beratenden Beschreibung der „Szene“ ist das Buch auch und gerade für solche Unternehmen sinnvoll, die für den Umgang mit der Blog-Welt noch Tipps und Hinweise benötigen.
Hinzu kommt, dass es eine stärkere wissenschaftliche Fundierung mitbringt als viele (vor allem US-amerikanische) Veröffentlichungen in diesem Bereich. Das gibt ihm mehr Substanz, aber auch teilweise ein wenig „Theorielastigkeit“, die sich in manchen Formulierungen niederschlägt, und in einem starken Fokus auf verschiedene Arten der Einordnung und Klassifizierung. Das ist nicht als Kritik gemeint, sondern als Warnung an diejenigen, die das Buch „mal eben durchblättern“ wollen.
Aus meiner Sicht (eingefärbt natürlich durch meinen Blickwinkel auf „Mundpropaganda“ und Verbreitungsprozesse zwischen Konsumenten) sind besonders interessant, erfreulich oder erwähnenswert:
- Eine übersichtliche Typologie der Blogger (S. 50 ff).
- Das Verhältnis zwischen Blogs und Massenmedien sowie der Einfluss der Blogs auf den Journalismus wird umfassend aber dabei angenehm unaufgeregt beleuchtet – die Autoren bewahren sich hier eine pragmatische Nüchternheit, die manch anderen abgeht (S. 53 ff).
- Auch andere Autoren kommen zu Wort (Dr. Martin Welker, S. 53 ff, Martin Röll, S. 128 ff) – das entspricht letztlich auch einer Blog-Mentalität: Content läuft aus verschiedenen Quellen zusammen und wird erst durch den Diskurs interessant.
- Das Kapitel „Von der Mediengesellschaft zur Google-Welt“ (S. 81 ff) stellt den aktuellen Status von Web 2.0 und Social Software dar – soweit dieser zum aktuellen Zeitpunkt überhaupt schon „verstanden“ werden kann.
- Es gibt sehr viele Anregungen, da im gesamten Buch verschiedene Blogs vorgestellt werden – das Buch ist letztlich auch eine Art ausführlich kommentierte „Blog roll“.
- Dem Thema „Online Mundpropaganda“ werden zwei eigene (wenn auch kurze) Unterkapitel (S. 101 ff) gewidmet – besonders gefreut hat mich, dass Audis „The Heist“ Alternate Reality Game Erwähnung findet, denn ARGs spielen ja in der öffentlichen Wahrnehmung gerade in Deutschland noch überhaupt keine Rolle. Interessant in diesem Zusammenhang: an mehreren Stellen im Buch werden „virale Kampagnen“ als Mittel präsentiert, „die [es erlauben] Bekanntheit zu steigern und digitale Reputation aufzubauen, mit vergleichsweise überschaubarem Aufwand und geringen Risiken“. Meiner Kenntnis nach ist diese Darstellung vielleicht ein wenig zu optimistisch – es hat sich immer wieder gezeigt, dass die virale Verbreitung von Inhalten über Blogs oft nur sehr schwer vorherzusehen ist. Kürzlich sprach im mit Klaus Eck darüber, der auch feststellen musste, dass die Blogosphäre manche Themen wider Erwarten völlig links liegen lässt, während sich auf andere unerwartet gestürzt wird.
- Am Schluss, in Kapitel 9, steht eine nützliche Ressourcenübersicht.
Zusammenfassend lässt sich sagen: das Buch ist eine gründlich gemachte und dabei derzeit noch sehr aktuelle Zustandsbeschreibung, am besten geeignet vor allem für PR- und Kommunikationsleute in Unternehmen, die mit einem Buch den aktuellen Status kennen lernen wollen.
Zu haben ist es nicht bei Amazon, aber über den Blog der Autoren (Meinungsmacherblog), auf einer entsprechenden Unterseite.
[Bei Bernd Röthlingshöfer gibt es auch eine sehr positive Bewertung des Buches.]
Letzte Kommentare