Aktuell kann man bei Spiegel Online darüber lesen, welchen Einfluss die Hardcore Fans in bestimmten Genres mittlerweile bei der Entwicklung von Kinofilmen haben. Der Artikel stellt dar, in welch intensiver und zum Teil geradezu verschreckter Weise sich Hollywood insbesondere bei Verfilmungen von Comic-Geschichten nach den Forderungen der Fans richtet.
Ich muss sagen, dass ich diese Enwicklung eher mit gemischten Gefühlen beobachte. Wer dieses Blog ab und zu liest, der weiß, dass ich sehr dafür bin, die Kunden und Fans einer Marke in die Entwicklung und das Marketing einzubinden. (Und das ist es ja auch, was wir bei trnd machen.) Denn das schafft Identifikation und Begeisterung. Bei Kulturprodukten sehe ich dabei aber Grenzen. Denn eigentlich sollte ein Filmemacher seiner Vision folgen und die Geschichte, die er erzählen will, so erzählen, wie er sie erzählen will. Wenn er bei allem und jedem den Wünschen der Fans folgen muss und sich quasi sklavisch an irgendwelche Vorlagen halten soll, dann finde ich das seltsam. Das kann teilweise ein wenig so wirken wie die Rockband, die immer nur ihre alten Hits ganz genau so spielt wie früher, anstatt auch neue Songs und veränderte Arrangements der alten Sachen zu spielen, selbst wenn das den Fans vielleicht nicht immer so gefällt. Das muss aber sein, um die Ideen und Geschichten frisch zu halten.
Es gibt ja den alten Klassikerspruch "Kunst kommt von Können, nicht von Wollen. Käme es von Wollen, wäre es Wunst." Das wird ja normalerweise dann angewendet, wenn es um die Frage geht, wer denn eigentlich Kunstschaffender sein sollte. Das kann man aber auch auf das Verhältnis zwischen Fans und Filmemachern anwenden. Die Fans wollen was. Der Regisseur kann (hoffentlich) was. Letzterer sollte daher erstmal machen, und hinterher können die Fans ja dann gern entscheiden, ob es ihnen gefällt oder nicht.
Natürlich kann man hier einiges einwenden. Beispielsweise, dass sich Hollywood das Problem selbst geschaffen hat - wie es ja auch in dem Artikel steht. Denn wenn man nicht immer alte Comic-Figuren verfilmen, sondern sich mal neue Dinge ausdenken würde, dann hätte man dieses Problem ja nicht. Aber die Studios tun eben alles, um händeringend das Risiko der furchtbar teuren Filme zu minimieren. Und dazu gehört eben letzten Endes diese Art "Marktforschung" unter meinungsstarken Empfehlern bei dieser Sorte Film. Ich argumentiere oben demgegenüber ja eher aus der Sicht der Autorenfilmer. Und die gibt es in der Form ja kaum noch in Hollywood.
(Im übrigen finde ich die Darstellung des hilflosen Christopher Nolan unter der Fuchtel der Fans "im Ausnahmezustand" auch ein wenig albern. Der hat grade mit einem Superkracherfilm für den Rest seines Lebens ausgesorgt und muss sich um künftige Macht und Einfluss in Hollywood sicher nicht mehr sorgen... Da werden ihm auch die Fans das Leben nicht so schwer machen.)
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