Aktuell sind wir alle irgendwie Fans. Wir jolen und grölen, wenn Deutschland Tore schießt, wir leiden, klagen, jammern, wenn Deutschland keine Tore schießt, oder - schlimmer noch - welche reingeballert bekommt. Wir nehmen Anteil und interessieren uns, wir diskutieren, hoffen, planen und bangen. Und was tun wir vor allem? Na klar:
Wir kritisieren.
Das ist sehr wichtig. Fans kritisieren. Sie finden Fehler. Sie weisen auf Mängel hin. Sie beschweren sich lautstark. Sie finden Dinge nicht in Ordnung. Sie sind anstrengend. Sie nerven und nölen, wenn ihnen etwas nicht passt.
Warum? Weil sie wollen, dass das eigene Team noch besser wird. Sie hoffen so sehr, dass die Mannschaft das nächste Spiel gewinnt. Und dann das danach. Und das dritte dann auch. Dafür machen sie ein enormes emotionales Investment. Wer so viel in eine Sache investiert, der will seinen Return. Und der will mitreden. Fans investieren in ihre Mannschaft. Wie ein Aktienanleger auch. Sie investieren ihre Gefühle. Und darum wollen ... müssen sie mitreden. Und das heißt auch: kritisieren.
Jeder Markenverantwortliche, der seiner Agentur (oder wem auch immer), in den letzten sechs Monaten eingetrichtert hat, dass die Marke jetzt dringend Fans auf Facebook oder anderswo braucht, sollte sich in diesen Wochen selbst sehr genau beobachten: wie ist das so, als Fan? Wie gehe ich mit meiner Marke - dem deutschen Team - gerade um? Bin ich einfach nur stiller Bewunderer, der "Gefällt mir" klickt und ansonsten nicht viel beizusteuern hat? Bin ich passiver Mitläufer, der das einfach alles toll findet? Ist das wirklich die Art Unterstützung, die ein wahrer Fan seiner Marke gibt?
Natürlich nicht: Fans sind anstrengend. Fans sind kritisch. Fans sind laut und fordernd. Fans machen Arbeit. Auch und grade im Web.
Fans sind das Beste der Welt.