Christoph Bornschein von TLGG schickte mir und einigen anderen Leute gestern diese Frage, und bat um Antworten, die er in einem Vortrag verwenden möchte: "Marken beginnen zunehmend, aktiv im sozialen Web zu kommunizieren, wo liegen Chancen und Risiken?"
Meine Antwort:
Das soziale Web ist keine Nischenbaustelle, kein Nebengleis, wo man "auch mal was machen sollte". Stattdessen stellt es die Ausprägungen des WWW dar, die sein Erfinderversprechen endlich Realität werden lassen. Wir hatten nicht 1995-2004 das eigentliche Web mit Yahoo und Spiegel Online, und nun kommt etwas Komisches Neues hinzu. Es ist anders herum: wir haben lange Zeit nicht wirklich verstanden, in welcher Weise das Web der Gesellschaft und unserem Zusammenleben völlig neue Impulse geben kann, weil nur die Aktivitäten der großen Unternehmen im Web wirklich sichtbar waren. Jetzt aber - wo jeder einzelne freundlich zur Mitwirkung eingeladen und ermuntert ist - entfaltet das Web seine eigentliche revolutionäre Kraft. Denn es lässt uns erfahren, welche Energie, Kreativität und Passion an Stellen schlummert, an denen wir nie danach gesucht hätten.
Und genau deshalb gibt es für Marken nur ein Risiko: es ist das Risiko, NICHT damit zu arbeiten. Unternehmen, denen es mittelfristig nicht gelingt, dieses Potenzial von Mitwirkung und Partizipation zu verstehen und für sich zu nutzen, werden einen großen Nachteil gegenüber den anderen haben, die das besser machen. Und das gilt auch eine Ebene weiter oben - gesamtgesellschaftlich müssen wir endlich begreifen, dass es keinen Sinn hat, uns immer weiter gegenseitig vorzuhalten, was alles schlecht ist am Internet. Es ist da und es ist eine ungeheure Veränderungsmaschine. Entweder wir lernen, diese für uns als enormes Potential und als phantastische Chance zu begreifen, oder wir werden bald in Politik, Wirtschaft und Kultur kaum noch etwas zu bestellen haben.