Gerade habe ich eine Anfrage dazu beantwortet, wie man am besten vorgeht, wenn man im Bereich Social Web / Viral Marketing / Online eine Doktorarbeit in Angriff nehmen will. Meine Empfehlung für ein Vorgehen wäre dreiteilig - ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder Richtigkeit, aber so würde ich wohl vorgehen:
- Anhand der veröffentlichten Studien ansehen, was von akademischer Seite im Bereich, der von Interesse ist, derzeit gemacht wird. In einer Hochschulbibliothek kann man nach den wissenschaftlichen Fachzeitschriften "Marketing ZFP" und "ZfB" (Zeitschrift für Betriebswirtschaftslehre) zu gucken. Wer da die letzten zwei Jahrgänge durchblättert, sollte herausfinden, wer sich in Deutschland mit dem Thema befasst. Insbesondere aber auch die Studien aus dem angelsächsischen Raum beachten - in Deutschland wird mittlerweile sehr viel Wert auf Forschungsveröffentlichungen in anerkannten internationalen Journals gelegt. Wenn man nach "Rankings academic Journals Marketing" oder ähnlichen Dingen googelt, sollte man da die passenden Übersichten finden. (Der Zugriff darauf ist allerdings häufig wiederum nur über Hochschulrechner möglich, über Plattformen wie EBSCO beispielsweise.)
- Dann gemeinsam mit Leuten aus der Praxis überlegen, in welchem Bereich noch nichts gemacht wurde, obwohl es in dem Bereich grade aus Praktikersicht Lücken gibt. Meiner Erfahrung nach bewegt sich viel Forschung im rein theoretischen Raum, obwohl es unzählige Fragestellungen und Probleme im realen Leben gibt, die einer wissenschaftlich-gründlichen Untersuchung bedürfen. Indem man sich ein praktisches Problem nimmt und ihm mit wissenschaftlicher Methode auf den Grund geht, kann man eine schöne Zwischenstellung zwischen Wissenschaft und Praxis einnehmen. Denn man gibt damit beiden Seiten etwas: der Praxis die Gründlichkeit einer wissenschaftlichen Untersuchung, der Wissenschaft mehr Wissen darüber, was in der Praxis eigentlich abläuft.
- Wenn das Thema eingegrenzt ist, weiß man oft auch schon mehr über diejenigen, die da schon forschen. Dann kann man gezielt auf Leute als potenzielle Doktorväter zugehen, die an dem Thema Interesse haben könnten. Wichtig ist dabei, dass bei den Wissenschaftlern nicht den Eindruck zu erwecken, man sei der Mensch aus der Praxis, der "den Theoretikern mal zeigt, wo's lang geht". Das kommt häufiger vor und in der Wissenschaft gar nicht gut an. Zumal die Wissenschaft grade auch der Praxis viel bieten kann - wenn man es richtig anstellt.
(Meine eigene Arbeit wird übrigens derzeit grade für den Druck vorbereitet, und ich muss noch ein Vorwort schreiben. Das schaffe ich hoffentlich diese Woche. ;)