Gerade eine einfache aber sehr hilfreiche Erkenntnis gehabt. Manche Leser hier wissen, dass ich bei meiner (auf englisch verfassten) Doktorarbeit das Konzept "Empowered Involvement" in den Mittelpunkt gestellt habe. Es ist ein der Personalwirtschaft entlehntes Modell, bei dem es darum geht, die intrinsische Motivation der Mitarbeiter als Managementaufgabe anzusehen und über die Arbeit mit bestimmten Faktoren diese zu steigern. Der Schlüssel liegt, wie der Name schon sagt, beim Thema "Empowerment". Das bedeutet also, dass man bewusst die Mitarbeiter so einbindet, dass sie sich den "Produktionsprozess" im weiteren Sinne zu eigen machen. Ich habe dieses Modell genommen und wende es auf das Marketing an. Denn dort geht es heute ja auch darum, die Kunden und Interessenten für das Unternehmen einzunehmen und intrinsisch zu motivieren, damit sie sich ebenfalls für das Unternehmen einsetzen (was üblicherweise vor allem durch Mundpropaganda geschieht).
Nun habe ich eine große Abneigung gegen Anglizismen in der deutschen Sprache. Ich bin zwar auch nicht als frei davon, sie zu verwenden. Ich versuche aber, mich entweder in der einen oder in der anderen Sprache auszudrücken. Das Durchmischen ist mir recht zuwider. Umso störender fand ich, dass ich lange Zeit keine deutsche Entsprechung für "Empowerment" bzw. "empowered" finden konnte. "Ermächtigt" bzw. "Ermächtigung" ist einfach nicht passend, und etwas anderes wollte mir einfach nicht einfallen.
Nun lese ich grade im Klassiker von Günter Wöhe "Einführung in die allgemeine Betriebswirtschaftslehre" ein paar allgemeine Dinge nach, und da stoße ich auf die gute alte Vokabel Mitbestimmung. Was zunächst nach Gewerkschaft, Betriebsrat und Gesetzgebung klingt, ist aus meiner Sicht eine sensationell einfache aber äußert passende Vokabel - für das, was heute insbesondere im Marketing geschieht bzw. geschehen muss: Involvierung durch Mitbestimmung im Marketing ist das Rezept für Erfolg in der entstehenden modernen Marketingwelt. Und vermutlich auch in vielen anderen Bereichen - in den Medien ebenso wie in der Politik.
Man muss dabei beachten, dass Mitbestimmung im betriebswirtschaftlichen Sinn nicht immer tatsächliches konkretes Entscheiden bedeutet. Es kann sich in manchen Fällen auch schlicht um ausführliche Informierung oder um Mitsprache handeln. Wer das "Social Web" versteht, begreift, dass es das Instrumentarium bietet, tausende Menschen viel stärker ein- und damit an das Unternehmen zu binden. Das Social Web ist ein riesiges Geflecht von Instrumenten der Mitbestimmung.
Das, was ich hier schreibe, ist alles andere als neu. Neu daran ist mir persönlich nur, dass das einfache deutsche Konzept "Mitbestimmung" derzeit letztlich eine Art Renaissance erfährt, ohne dass jemand den Begriff dafür verwendet. Mir gefällt das Wort gut, ich werde es künftig häufiger verwenden.