Vor einigen Wochen habe ich bei einer Konferenz in der Schweiz einen Vortrag gehalten. Direkt nach mir sprach Roman Niewodniczanski, der das Weingut Van Volxem besitzt und betreibt. Niewodniczanski ist ein ganz kompromissloser Perfektionist, der viel Geld in sein Weingut steckt, aber keines in die Werbung. Zum Thema Internetseite meinte er: "Ich habe leider keine Internetseite, das ist mir auch peinlich. Aber solange ich keine perfekte Seite machen kann, lasse ich lieber andere im Netz über uns reden. Das ist ohnehin glaubwürdiger." Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen - wer keine perfekte Seite machen kann, der sieht als nächstbeste Lösung einfach die Stimmen der Kunden im Netz an. Sowas kann sich nur leisten, wer von seinem Produkt absolut überzeugt ist.
Nun mag man meinen, dass das ja die putzige Marotte eines deutschen Weinanbauers sei, der sich sowas doch meinetwegen erlauben könne. Aber dass das doch nicht ein Ansatz für eine große Marke sein kann. "Einspruch!", erhebt hier die Süßigkeitenmarke Skittles. Die gibt es in den USA in jedem Supermarkt. Und die haben seit kurzem eine neue Internetseite, auf der vor allem das steht, was die Leute im Netz über die Marke sagen. Sowas habe ich noch von keiner Marke gesehen, in dieser krassen Konsequenz, ich kann da nur den Hut ziehen.
Wenn man auf skittles.com geht, landet man auf der Facebookseite von Skittles. Darüber liegt allein ein Navigationsfenster. Wenn man darin auf "Chatter" geht, wird dahinter nicht mehr die Facebook-Seite angezeigt, sondern die Twitter-Suche mit dem Suchwort "Skittles". Auch auf Media kann man klicken und damit auf die YouTube-Seite von Skittles gelangen. Ein paar Links führen auf Skittles-eigene Seiten (wie eine Seite mit Beschreibungen der Produkte oder ein Kontaktformular).
Eine derart konsequente Einbindung der Stimmen von Nutzern, Kunden und Fans in eine Markenseite habe ich noch nirgends gesehen. Der Ansatz verdient großen Applaus - auch wenn manche Stimmen das offenbar ganz anders sehen und den Ansatz arrogant finden, was ich überhaupt nicht verstehe. Ich bin mehr als gespannt, wie dieses Projekt weitergehen wird. (Dem Blogpost entsprechend schien die Seite vorher offenbar nicht direkt auf das Facebook-Profil gelinkt zu haben, sondern direkt beim Start auf die Twitter-Seite, was aber jetzt wohl geändert wurde. Vielleicht ist das auch von Tag zu Tag anders?)