Dass jemand von Nike in einem Video mit stolzgeschwellter Brust von Nike Plus schwärmt, ist schon irgendwie schwer zu ertragen, wenn man weiß, dass sie die Idee geklaut haben. Dennoch ist der Artikel, in dem das Video eingebettet ist, interessant. Denn daraus geht hervor, dass manche Beobachter annehmen, das Absatzwachstum der Nike-Laufschuhe (Marktanteil 2006: 48%, Marktanteil heute: 61%) sei vor allem auch auf die Nike Plus-Plattform zurückzuführen. Was der Artikel nicht explizit aufführt, was aber aus den dort beschriebenen Gedanken hervorgeht, ist der Aspekt "ansteckendes Produkt", welches virales Marketing erst richtig interessant macht - ein Produkt hat dann ein mächtiges Ansteckungspotenzial und damit eine automatisch eingebaute Marketingmaschine, wenn es für mich als Nutzer nützlicher ist, wenn auch meine Freunde das Produkt benutzen. Und genau das ist der Fall bei Nike Plus:
"Robyn Winters, Assistant Manager bei einem North Face (VFC) Laden in Seattle, hat 2006 ihr Nike+ Kit und Laufschuhe gekauft. Winters, 28, die schon mal einen Halbmarathon gelaufen war, rechnet es Nike+ an, dass ihr Enthusiasmus für's Laufen und auch für Nike in die Höhe geschnellt sind. Auf nikeplus.com ist sie Teil einer Gruppe von 90 Läufern, die einander herausfordern, immer schneller und weiter zu laufen."
Letzteres ist der springende Punkt: Indem man auf die Plattform kommt, wird aus dem Laufen, das für viele eine eher einsame Angelegenheit ist, eine gemeinschaftliche Sache. Man kann zwar weiter für sich laufen - was viele auch brauchen und schätzen - ist dabei aber trotzdem nicht mehr allein. Damit das funktioniert, ist man angeregt, auch Freunde dazu zu holen. Denn man hat bei sowas natürlich auch gern Leute dabei, die man kennt. Und genau dadurch - dass dem Produkt "Laufschuh" eine soziale Komponente beigefügt wird - wird das natürliche Empfehlungsverhalten angeregt und unterstützt. Das Produkt ist "ansteckend".
Daher finde ich lustig, dass, ohne auf diesen Aspekt einzugehen, danach darüber gesprochen wird, dass Nike das nun auch beim Basketball macht. Natürlich kann Nike eine Basketball-Community auf Facebook machen. Aber wo ist das ansteckende Produkt, das die virale Magie dazubringt? Denn wie heißt es in dem Artikel zur oben beschriebenen Frau Winters:
"Diesen Oktober hat sie ein neues Paar Nike Schuhe und zwei Rucksäcke mit Nikes Human Race Logo gekauft. Einen für sich selbst, den anderen für ihren Mann."
Wenn nun bloß die deutschen Erfinder was davon hätten ...