Dass das Fernsehen immer mehr Probleme bekommt, auch und gerade als Werbemedium (und dass die Kreativen darauf mit einigermaßen seltsamen Methoden und enormen ... abnormen Ausgaben reagieren), ist ja hier ab und zu schon mal Thema auf dem Blog. Nun steht's "ganz offiziell" auch auf Seiten bei der FAZ - Holger Schmidt hat's geschrieben, dass das Internet das Fernsehen als Leitmedium ablöst.
Nicht nur das, das Fernsehen "verkommt" zum Begleitmedium, welches nebenher rauscht und kaum noch aktiv wahrgenommen wird. (Dazu fällt mir auch die Filmbefreier-Kampagne
ein, die ja unter anderem darauf abzielt, dass das Fernsehen
kein angemessener "Ort" für aufwändig produzierte Filme ist.)
Schon in den 60er Jahren wurde im Zuge der Entwicklung des Konzepts von hohem und niedrigem Involvement erkannt, dass die Botschaften im Fernsehen sehr passiv aufgenommen werden und daher anders arbeiten müssen als zunächst gedacht - nämlich nicht mit überzeugenden Argumenten an die Ratio appelierend, sondern stärker emotional und über einfache Zeichen und Symbole.
Das hat sich also nicht geändert, sondern wird durch das Internet noch radikaler zugespitzt. Die Folge ist, meiner Ansicht nach, dass gerade die Agenturen extrem darauf achten müssen, nicht einfach weiter Dienst nach Vorschrift machen und auf die alten Kamellen setzen dürfen, sondern sich damit auseinander setzen müssen, was im Netz gefragt ist. Und genau wie Nico sagt, "nein, Bannerkampagnen sind nicht die Lösung". Das ist die alte Sender-Empfänger-Denke in neuen Tüten.
Und so wird die ganze Angelegenheit ein wenig unbequem - denn früher war das anders. Die Werber haben einfach eine neue Mediengattung dazugelernt, und dann wurde dort eben einfach weitergemacht wie bisher. Weil letztlich die Logik dieselbe blieb: die Botschaft so aufbereiten, dass sie "rüberkommt". Ganz egal wo - Radio, Fernsehen, Kino, Zeitschrift. Immer in eine Richtung, immer vom Sender zum Empfänger. Dadurch entstand jahrzehntelang eine intellektuelle Monokultur in Agenturen und Marketingabteilungen - mono, weil der Kanal nur eine Richtung kannte.
Viele versuchen das nun auch im Web. "Ja klar, wir haben doch eine sehr gute Strategie im Netz, denn wir machen eine Microsite und außerdem sind wir sogar auf Facebook!" Das reicht aber nicht, denn das ist und bleibt die alte Denke. Die Facebook-Seite wird ja nicht für echten Austausch genutzt, sondern nur, weil man hofft hier auch Downloads und Pressemeldungen absetzen zu können. Im Netz muss man es alles aber etwas anders machen: da sind mit einem Mal Dialoge, Austausch, Interaktion zu organisieren, Zuhören ist als Kompetenz zu begreifen und Methoden zum Messen müssen etabliert werden.
Und zum Schluss die gute Nachricht: man kann diese Interaktion im Netz kostengünstiger und effizienter organisieren als irgendwo sonst. (Machen wir übrigens den ganzen Tag. Macht echt Spaß. Kommt auch bei Kunden gut an!)
Letzte Kommentare