Aktuell gibt es bei Wired.com einen interessanten Artikel zum unterschiedlichen Verhalten in digitalen und in realen Netzwerken: Forscher am MIT untersuchen den Austausch von Leuten in ihrem realen sozialen Umfeld , indem sie Testpersonen zu Experimentzwecken Sensoren umhängen (oder Handies überwachen). Genannt wird das Ganze auch "Reality Mining" und stellt eine interessante neue Variante der sozialen Netzwerkanalyse dar. Die Forscher haben herausgefunden, was allein intuitiv bereits sehr naheliegend erscheint: In der Offline-Welt setzen Menschen vor allem auf ein engeres Netz an persönlichen Kontakten, in dem es zum Teil eigene Codes und eingeübte Kommunikationsformen gibt. In der Online-Welt dagegen werden über zum Teil eher schwache Verbindungen Probleme gelöst, Experten kontaktiert und Informationen eingeholt, an die man über sein eher enges persönliches Offline-Netz nur schlecht herankommt.
Für die Business-Modelle von Social Networks, die ja durchaus nicht unproblematisch sind, kann dies recht lehrreich sein. Denn es zeigt, dass es gar nicht mal immer hilfreich ist, Nutzern zu suggerieren, sie sollten im Netz ihre Kontakte aus der realen Welt pflegen. Denn das tun die Leute ja schon in der realen Welt.
Was bedeutet das für Word-of-Mouth Marketing? Kurz gesagt: online wird Mundpropaganda nachgefragt - d.h. die Nutzer suchen nach Expertenmeinungen. Man sollte seinen Mundpropaganda-Content also möglichst derart unterstützen, dass er für Google & Co passend aufgefunden wird. Offline geht es um Gespräche im engeren Freundeskreis. Da sollte man eher Produkte zum aktiven Weitergeben und Teilen bereitstellen. Womit wir auch schon wieder beim alten Thema "Meinungsführer und ihre Rolle im Marketing" sind.