Sehr interessanter Satz in einem Spiegel-Online Kommentar - es geht um Kurt Beck und darum, wie er den Gedanken, dass die SPD mit der Linken zusammenarbeiten könnte, in die Welt gesetzt hat: "Denn der Name Kurt Beck ist untrennbar mit den rot-rot-grünen Planspielen verbunden. Er hatte den Gedanken in vertraulichen Journalistenrunden als Erster in die Welt gesetzt."
Diesen Satz hat ein Journalist geschrieben. Der Journalist berichtet von einer vertraulichen Runde, schreibt aber im selben Satz etwas von "in die Welt setzen". Jetzt stellt sich mir die Frage: ist bei den Journalisten die Ethik bereits so weit ausgehöhlt, dass es ihnen gar nicht mehr auffällt, wenn sie eine Vereinbarung missachten? Es gab früher mal den Usus, dass Informationen "unter drei" an Journalisten gegeben wurden - d.h., dass Einvernehmen bestand, diese nicht zu veröffentlichen. Auch in einem anderen Artikel bei Spiegel Online wird in ähnlicher Weise ganz nüchtern über eine Bemerkung in einem Interview berichtet, in der die Sprecherin deutlich gemacht hat, dass sie Äußerung nicht veröffentlicht werden soll: "Wörtlich sagte Power der Zeitung zufolge: 'Sie ist auch ein Monster - das ist aber jetzt nicht zum Veröffentlichen bestimmt - und sie gibt sich für alles her.'"
Wenn Beck wirklich in einer vertraulichen Runde gesprochen und Gedankenspiele betrieben haben sollte, wie kann der Journalist dann einfach darüber berichten, dass er oder seine Kollegen die Vertraulichkeit missachtet haben? Warum ignorieren die schottischen Journalisten den Wunsch der Sprecherin, den Satz zu veröffentlichen? Es muss doch machbar sein, Journalisten gegenüber Äußerungen zu machen, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind? Oder es ist andersherum - die Politik hat mittlerweile längst verstanden, dass der Begriff Vertraulichkeit unter Journalisten ohnehin nicht mehr existiert, und nutzt solche Treffen ganz bewusst, um Dinge in die Welt zu setzen?