Auch in der aktuellen Wired kann man lesen, dass die Technik des "Scraping" – also das Abgreifen von Daten aus anderen Plattformen mittels entsprechend programmierter Bots – ein wesentlicher Erfolgsfaktor für das Wachstum der großen Social Networking Sites zu sein scheint. Der Artikel berichtet über den Zwiespalt, der dadurch entsteht, dass manche Anwendungen im Web 2.0 komplett darauf basieren, dass sie Daten von anderen – meist größeren – Anbietern übernehmen, um darauf ihr Geschäftsmodell aufzubauen, und dass diese Anbieter einerseits davon Nutzen haben können, andererseits aber auch die Aktivität der Bots ganz schnell unterbinden können, wenn ihnen das halboffizielle Datenabgreifen nicht mehr passt. Und gerade dieses Scraping scheint insbesondere das starke Wachstum der großen Netzwerke überhaupt erst ermöglicht zu haben (S. 159):
"Das Versprechen – und die Bedrohung – durch Scraping ist nirgendwo so offensichtlich wie in der boomenden Proto-Industry des sozialen Netzwerkens. Social Networks sprießen dank Scraping: Facebook, MySpace und LinkedIn ermutigen alle ihre Nutzer dazu, auf ihre Adressverzeichnisse in ihren Webmail-Accounts zuzugreifen, um auf diese Weise ihre Freunde und Kollegen zum Networken einzuladen. Nachdem sie die Nutzer dazu animieren, ihre entsprechenden Login-Daten einzugeben, schicken die Sites Bots los, welche die Server der Webmail-Firmen absuchen, die Adressen der Freunde herausfischen, mit den Mitgliedern auf der Plattform abgleichen, und die Nutzer dann auffordern, diejenigen Freunde einzuladen, die noch nicht Mitglied sind. Das Verfahren hat das explosive Wachstum dieser Sites befeuert; Facebook hat jetzt (Drucklegung des Artikels) 54 Millionen Nutzer und wächst um mehr als eine Million Nutzer pro Woche."
Interessant. Mit anderen Worten: wer virale Effekte für seine Social Networking Plattform braucht, der sollte dafür sorgen, dass die Plattform E-Mail-Adresslisten auslesen und mit bestehenden Nutzerdaten abgleichen kann. Ganz gleich, wie das die Nutzer finden mögen... Solange zumindest, bis – wie oben angedeutet – Firmeninteressen im Weg stehen. Denn seit Microsoft 240 Millionen Dollar in Facebook investiert hat, können LinkedIn-Nutzer plötzlich keine Adressen mehr aus den Microsoft-Webmail-Diensten importieren...