Die Aussage, dass Leute mehr negative als positive Mundpropaganda abgeben, begegnet mir häufig. Die Sätze sind immer identisch, nur mit unterschiedlichen Zahlen. Mal heißt es in einem Vortrag irgendwo: "Wie ja bekannt ist, geben Leute 5 Mal so viel negative wie positive Mundpropaganda ab." Oder jemand anders erklärt: "Es ist ja allgemein anerkannt, dass Konsumenten dreimal so viel negative Mundpropaganda abgeben wie positive."
Interessant ist daran, dass diese Zahlen erstens immer andere sind. Und dass es zweitens keine eindeutige Forschung dazu gibt, die das beweist. Selbst wenn man sich wissenschaftliche Studien ansieht, gibt es keine eindeutige Tendenz dazu, dass Leute mehr negative als positive Mundpropaganda abgeben. Ganz im Gegenteil gibt es durchaus Studien, die das Gegenteil behaupten. Gerade lese ich einen Text im International Journal of Market Research, von Alain Samson (LSE), unter dem Titel "Understanding the buzz that matters: negative vs. positive word of mouth." Darin heißt es auf der dritten Seite zu einer Studie, die Alain im Jashr 2004 mit unserem Kollegen Paul Marsden in Großritannien durchgeführt hat:
"Gemittelt über verschiedene Branchen erklären 41% der Konsumenten, dass sie eine Marke empfohlen haben, während nur 22% erklärten, dass sie negative Mundpropaganda abgegeben hätten."
Mir stellt sich also die Frage, warum immer alle behaupten, dass es mehr negative als positive Mundpropaganda gibt? Eindeutige empirische Beweise gibt es keine.