Gerade habe ich die letzten Ausläufer einer Sendung im Deutschlandfunk gehört, es ging dabei um "Denglisch", also die Vermischung von Englisch und Deutsch im Sprachgebrauch. Hier kann man die Sendung als mp3 nachhören:
"Sie haben hier Leute, die über ein Scoring zu einem Rank kommen, so dass ich dann aus diesem Research-Universum ein Portfolio zusammenstellen kann."
Zitiert wurden dort unter anderem auch die Ergebnisse einer Studie eines ZEIT-Journalisten, der prüfen wollte, zu welchem Grad die verschiedenen europäischen Sprachen im Umgang mit Fachbegriffen aus der Computerwelt ihre eigenen Vokabeln finden, und zu welchem Grad sie die englischen einfach unverändert übernehmen. Das Ergebnis: an der Spitze mit über 90% eigenen Vokabeln lagen die Finnen. Direkt dahinter, mit 88%, die Franzosen. Die Deutschen dagegen, mit 57% eigenen Vokabeln, lagen fast ganz am Schluss, dahinter nur noch die Dänen, die noch mehr Vokabeln direkt übernehmen.
Erklärt wurde dieses Ergebnis unter anderem dadurch, dass den Deutschen - laut den Ergebnissen einer anderen Studie - ihre eigene Sprache sehr wenig wert sei: Deutsch wird von den Deutschen nicht wertgeschätzt. Und so hat The Economist uns schon vor einer ganzen Weile "sprachliche Unterwürfigkeit" attestiert, weil hier bedenkenlos, cool und hip english terms adopted werden, weil das easier ist und mehr up to date, außerdem collaboration dann einfacher gescheduled werden kann und das business dann effektiver performed...
Ich finde das alles ziemlich grauenvoll. Ich mag die englische Sprache sehr gern und bin ein begeisterter Nutzer derselben, schreibe auch meine Doktorarbeit auf Englisch. Aber ich finde, dass man schon Deutsch sprechen sollte, wenn man Deutsch spricht. Unsere Sprache bietet einiges, was keine andere Sprache hat, und wer einmal einen guten Redner eine ausgefeilte Rede auf Deutsch hat halten hören, der weiß, was für ein Genuss das sein kann. Ich werde mich künftig bemühen, den Anteil an Denglisch hier im Blog, der sich vielleicht trotz aller Abneigung immer wieder einschleicht, noch weiter zu reduzieren. Denn die deutsche Sprache verdient, gut genutzt zu werden. Den laxen Einwand "Ist doch quatsch, Sprachen entwickeln sich weiter, warum sollte man sich hier dagegen stemmen, früher wurde in Deutschland auch Französisch gesprochen", höre ich zwar immer wieder, wenn es um dieses Thema geht. Aber das ist mir ein wenig zu einfach. Denn man ist selber Teil dieser Entwicklung, bestimmt sie mit. Und genau darum wehre ich mich dagegen. Ich mag das einfach nicht, finde es hässlich und peinlich. Ganz gleich, ob das jetzt ein global development ist, das man dringend adopten muss.
Deshalb gefiel mir auch dieser Abschnitt besonders gut:
"Denglisch hat heute die Sprachschicht gewechselt, macht sich vor allem im Präkariat breit. 'Denglisch ist eindeutig zur Sprache der Billigprodukte, der Billigunternehmen, der niedrigen Qualität geworden. D. h. also zum Beispiel, wenn Sie heute in eine Stadt kommen, dann sehen Sie deutschsprachig ein Volkswagen-Zentrum, das ist fast in jeder Stadt so. Und wenn Sie dann auf's Dorf fahren, dann sehen Sie einen kleinen Gebrauchtwagenhändler, der heißt City Cars. (...) Eine windige Werbeagentur benutzt ganz eindeutig lieber Denglisch als eine seriöse.'"
(Nur für den Fall, dass jemand meint, mich aufgrund dieses Textes in irgendeinen politisch fragwürdige Ecke rücken zu wollen - völliger Schwachsinn. Es geht mir allein um die Sprache, und darum, dass es uns bereichert, die deutsche Sprache ebenso zu hegen und zu pflegen, wie wir uns bemühen sollten, Sprachen anderer Länder zu lernen und zu verstehen. Denn weniges ist so anregend wie internationaler Austausch. Und er ist umso spannender, je mehr das kulturelle Bewusstsein dabei eine Rolle spielt. Das aber gelingt umso besser, je besser man auch seine eigene Sprache beherrscht und mag.)
Übrigens: in kaum einer Sprache klingt das Wort Schokolade so schön wie auf Deutsch.