Olaf Kolbrück hat für die kommende Ausgabe der Horizont einen Text vorbereitet, der sich mit Crowdsourcing-Ansätzen in der Werbung befasst. Auf dem Off-the-Record Blog gibt's ein wenig mehr Raum, daher auch längere Zitate. Ich stimme Olaf dahingehend zu, dass es mit der Markenführung schwierig ist, wenn man keinen festen Kreativpartner hat, auch wenn Bernd kritisiert (schade, kein Direktlink auf die Zitate), dass es die sogenannten Profis ja auch nicht besser machen. Das mag durchaus sein. Aber nur, weil manche Profis unprofessionell arbeiten, ist deswegen ja das Gewerbe selbst noch nicht notwendigerweise unprofessionell. Und nur, weil die Marken in den Köpfen der Verbraucher entstehen (eine Aussage, die ich selber gern und häufig mache und der ich voll zustimme!), heißt das nicht automatisch, dass die Verbraucher auch die besseren Werber sind.
Hannes findet meine Äußerung unverständlich, dass Crowdsourcing im Werbebereich letztlich nichts mit "Wisdom of the Crowds" zu tun hat. Vielleicht kann ich's kurz erklären: ich finde Crowdsourcing-Projekte dort besonders spannend, wo eine große Menge von Leuten bessere Lösungen erreichen kann als ein kleines Team. Sonst würde man es ja "Teamsourcing" nennen. ;-) Und darauf war mein Zitat bezogen. Wenn man Crowdsourcing macht, dann meiner Ansicht nach idealerweise dort, wo möglichst viele Leute zusammenwirkend bessere Ergebnisse leisten können als kleine Gruppen oder Einzelpersonen. Bei der Gestaltung von Werbung sehe ich das eigentlich eher nicht. Ich hatte das Thema auch - ganz wie Hannes schreibt - so verstanden, dass dabei vor allem Contests organisiert werden. Dem Blog-Eintrag kann man nun entnehmen, dass bei VOdA auch nach anderen Mustern gearbeitet wird, also beispielsweise mit kleineren Teams. Das ist interessant, aber aus meiner Sicht kein Crowdsourcing mehr, sondern eher ein alternativer Zugriff auf ein freies Team von Kreativen.
Ich glaube, dass ein Konsument... Kunde... Nutzer... Fan... die Crowd genau dort besonders stark ist, wo sie ihren Enthusiasmus und ihre Begeisterung und vor allem ihre eigene authentische Stimme ausspielen kann - bei der Offline-Mundpropaganda, außerdem im Netz - auf Blogs, in Foren, auf YouTube. Dort haben Äußerungen von Normalverbrauchern ebenso wie von Experten-Freaks viel Gewicht und viel Wirkung. Wenn solche Leute dann hingehen und aus lauter Begeisterung Werbung für die Marke ihrer Wahl erdenken, dann ist das ein feiner Bonus. Und man sollte sie daran um Gottes Willen nicht auch noch hindern!
Die Entwicklung von Werbung seitens des Unternehmens dagegen hat viel mit formalisierten Verfahren, Vertrauen und mit Kontinuität zu tun. Das wird auch von Profis nicht immer beachtet, aber das ändert nichts daran, dass man grundsätzlich vertrauensvoll und auch länger für eine Marke gemeinsam arbeiten sollte. Ob der richtige Weg dafür das Entwickeln mit freien im Netz rekrutierten Teams ist, kann ich mir nicht so recht vorstellen. Bin aber gern bereit, hier dazu zu lernen.