Im vergangenen Jahr habe ich in Köln bei der Chance Web 2.0-Konferenz einen Vortrag zu den "10 Irrtümern des Viral Marketing" gehalten. Eine These, die ich dort aufgestellt hatte, war unter anderem, dass der professionelle Umgang mit Mundpropaganda auch und gerade im Web 2.0 keine Spielerei und nettes Gimmick ist, sondern essenziell notwendier Bestandteil jeder Marketingstrategie sein muss. Aufgrund der völlig unüberschaubaren Vielfalt der Angebote im Netz gibt es für die meisten Unternehmen keine Möglichkeit, den eigenen Dienst mit klassischer Werbung bekannt genug zu machen. Dass das in die Hose geht, haben ja die meisten Web-Start-Ups mit ihren Millionenwerbeausgaben während der New Economy schmerzlich mitbekommen.
Bei Robert habe ich jetzt ein Zitat gefunden, welches diese Dynamik der interpersonellen Kommunikation in den Zusammenhang mit den letzten Facebook-Neuerungen stellt: "The 'social graph,' or your network of relationships, will push information to you. You’ll learn from your friends."
Mit anderen Worten: die Integration des eigenen Dienstes bei Facebook ist ein Instrument, um sein eigenes Angebot in die soziale Interaktion der Nutzer auf der Plattform einzufügen. Man zapft die auf der Plattform institutionalisierte Mundpropaganda für das eigene Marketing an. Das ist echtes Viral Marketing. Und damit einem lustigen Werbeclip vielfach überlegen.
Also, Community Startups: keine Agenturen beauftragen, dass sie Euch einen witzigen Film machen, der dann bei YouTube versauert. Sondern an jeder Stelle des eigenen Angebotes darüber nachdenken: Warum sollte jemand diesen Link weiterschicken? Wie kann ich dafür sorgen, dass ein Mitglied an dieser Stelle neue Leute einlädt? Wie können wir den Dienst für denjenigen nützlicher machen, der mehr Leute auf die Plattform holt? Was können wir dem neuen Nutzer bieten, damit er mehr anderen Leuten davon berichtet? Und die Arbeit mit dem Net Promoter Score in die Beziehungspflege mit den Nutzer fest einbauen. DAS ist Viral Marketing.