Während die Diskussion um die aktuellen Neuerungen bei Facebook weitergeht (Jochen is not impressed ;-), verstehe ich grade zum ersten Mal, warum Widgets in den USA so gehypt werden. Ich hatte von Nico bei seiner Shoppero-Präsentation gehört, dass 2007 das Jahr des Widget sein soll, laut Newsweek. Begriffen habe ich's aber erst dank dieses Blog Posts, den ich bei Jochen entdeckt hatte: der große Run auf Widgets als Applikationen hängt in den USA natürlich mit der zentralen Rolle von MySpace zusammen.
Kurz erklärt: Widgets sind kleine Applikationen, mit denen man Content eines Anbieters in der eigenen Seite einbauen kann. Die vielleicht bekanntesten Widgets sind die Filme, die bei YouTube auf dem Server liegen, die aber jeder Website-Betreiber und Blogger ganz leicht bei sich einbauen kann. So etwas geht nun nicht nur mit Filmen, sondern auch mit allen möglichen anderen Dingen. Werbeanzeigen von Google (AdSense) sind letztlich auch eine Art Widget. Oder Shopping-Anzeigen von Amazon. Oder was auch immer sonst man dem Blogger bieten kann, damit er es in seine Seite einbaut, die dadurch interessanter wird und zugleich für Traffic auf der Seite des Anbieters sorgt. Denn ein Widget hat natürlich immer auch Links, die zum Draufklicken einladen und damit den Nutzer auf die Seite des Widget-Anbieters ziehen. Widgets sind damit vor allem auch Instrumente für virales Marketing: man bietet seine Leistung im Netz auf derartige Art an, dass sie sich leicht verbreiten kann. Je interessanter und anregender ein Widget ausgelegt ist, desto interessanter ist es für einen Website-Betreiber, ein solches Widget zu übernehmen.
Dass das Thema in den USA eine ganz andere Rolle spielt als hier, liegt daran, dass persönlich-private Seiten vor allem durch MySpace einen ganz anderen Stellenwert haben. Es ist dort für eine große Anzahl Leute eine selbstverständliche Sache, dass sie oder ihre Freunde eigene Seiten bei MySpace betreiben oder aber Blogger sind. Wenn es einmal gelingt, dass sich ein Widget wie ein Lauffeuer auf MySpace vebreitet, dann hat man als Anbieter des Widgets einen Volltreffer gelandet. Denn die vielen eingebundenen Widgets verschaffen einem nicht nur viel Traffic und verbreiten sich von selbst weiter, sie untersützen als Links natürlich auch die Google-Suchergebnisse. Und so wird vermutet, dass YouTube vor allem durch die rasante Verbreitung über MySpace sein starkes Wachstum hinbekommen hat.
Hierzulande ist es ja noch nicht so, dass eigene Seiten oder Blogs eine Selbstverständlichkeit für die meisten Leute sind. Und daher werden auch die Widgets noch nicht unbedingt ganz die Rolle spielen wie in den USA. Die Frage ist, wie lange das noch dauert, bzw. ob es sich substanziell ändern wird.
Da MySpace zum Teil offenbar recht restriktiv mit Widgets umgeht, während Facebook ja das genaue Gegenteil tut - die Plattform nämlich noch viel stärker öffnet, argumentiert Josh Kopelman, dass Facebook damit einen strategischen Vorteil hat.