Vor einer Weile habe ich hier auf dem Blog mit Christian von Spreadshirt recht intensiv darüber diskutiert, wie Spreadshirt auch während des Wachstums einen dezentralen Ansatz beibehält, der vorsieht und ermöglicht, dass die Marketingkommunikation nicht von wenigen ("der Abteilung") organisiert, sondern von allen gelebt wird. Bei einem kleinen Unternehmen ist es vermutlich deutlich einfacher, solange alles noch überschaubar bleibt. Aber wenn man dann größer wird - bei Spreadshirt jetzt mit 200+ Leuten - ist es sicher nicht einfach, eine Kultur der Offenheit und Durchlässigkeit im ganze Unternehmen so zu verankern, dass alle eigenständig arbeiten und dabei dennoch passende relevante Beziehungen nach außen aufrecht erhalten und ausbauen.
Im Sinne der Mundpropaganda ist das interessant, weil intensive enge Beziehungen zwischen Mitarbeitern und Kunden positive Mundpropaganda unterstützen. Ein verwandtes Thema diskutiert Björn Frenzen auf dem Meinungsbildnerblog. Ihm geht es darum, dass erfolgreiche Firmen ihre Mitarbeiter dadurch an sich binden und für Identifikation sorgen, dass sie für angenehme Rahmenbedingungen sorgen. Und aufgrund dieser Identifikation treten solche Leute ganz anders nach außen auf, sprechen besser über und für das Unternehmen.
Auch wenn ich dem prinzipiell zustimme, überwiegt meinem Eindruck nach bei seinem Posting die Betonung der Rahmenbedingungen, also der Dinge, die um die Arbeit herum organisiert werden. Aus der Organisationslehre ist aber mittlerweile bekannt, dass diese Faktoren keine ganz so wichtige Rolle spielen, und dass eine ganz andere Sache viel wichtiger ist: dass nämlich (gerade die kreativen) Mitarbeiter die Möglichkeit haben, eigenbestimmt und den eigenen Neigungen folgend Neues entwickeln zu können und dabei das Gefühl haben, dass ihre Beiträge geschätzt und anerkannt werden. Passend dazu kann man in der aktuellen Brand Eins dann auch einen Text über Google finden, aus dem hervorgeht, dass gerade der eine Tag in der Woche, den die Kreativarbeiter dort haben, um eigenen Ideen nachzugehen, für viele entscheidend zur Motivation beiträgt. Ein weiteres Beispiel, das in der Ausgabe ebenso geschildert wird, betrifft die US-amerikanische Elektronik-Kette Best Buy. Dort wird im Headquarter derzeit ein neues Mitarbeiterführungsprinzip namens 'Rowe' implementiert (siehe auch dieser TIME-Artikel). Rowe steht für 'Results-oriented Work Environment'. Die Idee dabei: die Mitarbeiter dürfen kommen und gehen, wann sie wollen, solange sie stets sicherstellen, dass die Arbeit gemacht wird. Auch dort sind die Leute offenbar viel begeisterter bei der Sache (haben nur das Problem, sich selbst in ihrem Arbeitseifer zu bremsen, um nicht rund um die Uhr zu arbeiten...).
Und so glaube ich auch, dass es vor allem entscheidend ist, seinen Mitarbeiter Identifikation und Selbstbestimmtheit zu ermöglichen. Dadurch entsteht Identifikation und die Bereitschaft, das Unternehmen auch in den privaten Gesprächen mit Freunden und Bekannten gut dastehen zu lassen. Wer also anerkennt, dass seine sämtlichen Mitarbeiter die "Marketingabteilung" sind, der muss sich wohl mit diesen Prinzipien auseinandersetzen. Ob es leckeres Mittagessen gibt oder nicht, ist dann sicher auch interessant, aber vielleicht gar nicht mehr ganz so wichtig.