Gestern hatte ich ja von den Erfahrungen mir bekannter Start-Up-Gründer berichtet, die versucht haben herauszufinden, "was ein Blogger kostet". Ich bin davon überzeugt, dass man sich langfristig durch solche Aktionen keinen Dienst erweist, sondern dass es besser ist, von Anfang an transparent damit umzugehen, wenn man Blogs als Werbeplattform verwenden will. (Auch bei trnd gehen wir auf niemanden zu und bieten Geld, um Mundpropaganda anzuregen. Ganz im Gegenteil bieten wir Projekte an, bei denen man neue Produkte testen kann, und die Leute, die sich dafür interessieren, kommen auf uns zu. Wenn sie die Produkte getestet haben, bzw. während sie die Produkte mit ihren Freunden und Bekannten testen, können sie Mundpropaganda dafür machen. Aber ohne Verpflichtung und ohne Bezahlung. Bezahlte Mundpropaganda ist letztlich kaum von Spam zu unterscheiden.)
Das ist allerdings in der deutschen Blogosphäre bisher nicht immer einfach gewesen. Denn formalisierte Verfahren für Werbung auf deutschen Blogs hat es bislang nicht gegeben. Seit kurzem scheint sich aber in diesem Bereich einiges zu bewegen, und es ergeben sich neue Möglichkeiten. Genauer gesagt stehen dafür drei grundsätzlich verschiedene Varianten zur Verfügung, denke ich.
Die erste Variante ist Adical. Über das neue Blog-Werbenetzwerk von Sascha Lobo und Johnny Haeusler ist ja vielerorts schon berichtet worden. Als jetzt die ersten Anzeigen erschienen sind, haben sich manche Leute enttäuscht darüber geäußert, dass das ja nun doch nur Flash-Werbung sei, die - wie andernorts auch - einfach nur so in die Seite eingebettet wird. Manche hatten sich wohl insgeheim erhofft, dass die beiden Blogprominenten mal eben die Welt der Werbung im Netz revolutionieren würden (vielleicht auch aufgrund mancher kratzbürstig klingender Ansagen zum Launch). Aber so ist das eben: Werbung ist als Kommunikationsform für Unternehmen ja deswegen so ungeheuer popular, weil sie eben skalierbar ist. Mit anderen Worten: weil man sich genau einmal ein Motiv ausdenkt und das dann über ein effizientes Distributionsverfahren in den Sichtkreis möglichst vieler potenziell Interessierter Menschen schießen kann. Wenn man mit Werbung also Geld verdienen will, dann muss man sich diesen Regeln beugen und kann nicht ständig das Rad neu erfinden, spezialisierte Lösungen für jedes einzelne Blog entwickeln und dabei auch noch zu vertretbaren Kosten arbeiten.
Wer lieber spezialisierte "Blog-artige Werbung" möchte, muss direkt mit den einzelnen Blogs arbeiten. Beziehungsweise kann man als Blogger eigene Angebote für solchen bezahlten Content machen. Jochen Krisch experimentiert gerade damit. Er hat auf seinem Blog die Aktion Powering the Pioneers eingeführt, eine Art kleines Sponsoring-Programm. (Ich staune über den mächtigen Namen, den er seiner Aktion gegeben hat... ;-). Jochen dazu per E-mail:
"Momentan ist es ein Test, um herauszufinden, was funktioniert, was nicht. Konzipiert ist es als Wochenaktion. Sponsoren können maximal zwei aufeinanderfolgende Wochen buchen. Enthalten ist neben dem Banner links und dem speziell gekennzeichneten Blogposting die Aufnahme in eine Art Sponsoring "Hall of Fame", die alle ehemaligen Sponsoren-Aktionen umfasst und die Rolle der Sponsoren würdigt."
Ein solches Angebot wendet sich natürlich an einen ganz anderen Unternehmenskreis als Adical. Hier können kleinere Firmen davon profitieren, dass Jochens als Autorität im Bereich des modernen E-Commerce gilt, und dass eben auch viele Journalisten und andere Fachleute, die an neuen Wegen des Online-Shopping/-Selling interessiert sind und/oder arbeiten, zu seinen treuen Lesern zählen. D.h. man kann man sich hier also weniger "Reichweite kaufen", als vielmehr dafür sorgen, dass man von manchen Meinungsmachern oder -führern wahr genommen wird, sozusagen ins Relevant Set der interessanten Start-Ups aufsteigt.
Die dritte Variante ist, dass man weder an ein Werbenetzwerk herantritt, noch an einzelne Blogger, sondern an einen anderen Mittler, der das Verfassen von gesponsorten Beiträgen vermittelt, wie trigami oder Blogpay. Also letztlich eine Zwischenlösung zwischen beiden Ansätzen.
Adical und Powering the Pioneers sind meiner Ansicht nach zwei Beispiele, die gut aufzeigen, welche grundsätzlichen Mechanismen für die Werbung im Blog-Umfeld zur Verfügung stehen, wenn man es nicht durch die Hintertür und mit einem 'gekauften Blogger' versuchen will. Entweder man bucht auf einem Werbenetzwerk. Oder aber man sucht die direkte Kooperation mit einem Blogger, der vielleicht eine ganz besonders spitze Klientel bedient, und bei dem man sich nicht die Aufmerksamkeit einer größeren Menge Leute erkauft, sondern etwas mehr Präsenz bei einigen wenigen aber dafür vielleicht für das eigene Geschäft sehr wichtigen Lesern. In beiden Fällen: Vor- und Nachteile, die es abzuwägen gilt. trigami und Blogpay stehen sozusagen dazwischen - sie sind nicht so skalierbar wie ein Werbenetzwerk, dafür haben sie möglicherweise mehr Reichweite als die Arbeit mit einzelnen Bloggern. Vorausgesetzt, sie können genug interessante Blogger, die einzelne Postings gegen Geld schreiben wollen, für ihren Service gewinnen. Und sie werden die Sorge los, dass die beteiligten Blogger vielleicht doch nicht preisgeben, dass sie gegen Geld schreiben.
So, jetzt muss ich aber zusehen, dass ich in die Gänge komme, die re:publica geht ja gleich los...