Immer wieder, wenn ich meine Vorträge über echte Konversation im Netz und über Mundpropaganda und über das Bloggen halte, gibt es den einen oder anderen Pfiffikus, der dann fragt: "Aber solche Konversationen kann man doch auch faken. Und so tun als ob? So kann man doch damit umgehen!" Dann wiederhole ich gebetsmühlenartig: "Kann man machen, sollte man aber nicht. Denn die Blogger und die Konsumenten allgemein lassen sich nicht veralbern. Es fliegt auf, es kommt raus, und es zeigt letzten Endes nur, dass das Unternehmen seine (potenziellen) Kunden nicht für voll nimmt, sondern hinter's Licht führen will."
Aber es gibt immer wieder die Unternehmen, die meinen, sie können das doch. Und dann geht's wieder nach hinten los. Derzeit ist grade die Firma DKD dran. Bei der Netzwelt kann man lesen, was voher das Wortfeld-Blog [Ergänzung 5.4., 15:41 Uhr:] sowie The Maastrix herausgefunden hat: dass das Unternehmen fiktive Blogger zusammengebastelt und zum munteren Kommentieren auf die einschlägigen Blogs geschickt hat.
FlyingGirl hat sich beispielsweise mutig in die Höhle des Löwen vorgewagt und einfach mal beim Don Alphonso ein Kompliment hinterlassen. Und genau so haben sich die anderen fiktiven (oder auch nicht) Charaktäre Joe, Miriam, Katharina und Tomek durch die Blogs getrieben, immer mit dem Ziel, ihre URLs zu hinterlassen, über die man dann auf dem einen oder anderen Weg auf die Marketingidee 'Technosexuals' und auf einen neuen Duft von Calvin Klein stoßen soll.
Auf der Internetseite von DKD heißt es dazu: "Die Kampagne mit inszenierten Blogs, Charakteren und Bildern spricht die Generation der 'Technosexuals' an, um in den Medien der Zielgruppe die Produkteinführung des neuen Dufts CK IN2U zu unterstützen." - Oder, es hieß so. Denn als ich eben die Website mit der eingebauten Suchfunktion nach Calvin Klein abgesucht habe, fand ich noch Links zu den Texten, aber dann keinen Content mehr. Und kurz danach brachte auch die interne Suche keine Treffer mehr...
Egal. Jetzt steht's ja auf den Blogs, dass man bei DKD im Auftrag von Calvin Klein die Konsumenten mit Fake Blogs hinter's Licht zu führen versucht. Und sowas ist nicht schön. Und schon gar nicht CK-lifestylig. Wer Mundpropaganda will, sollte nicht mit solchem Quatsch anfangen. Das geht ganz leicht nach hinten los und versaut einem die Online-Reputation auf Jahre. Keine gute Idee, sowas. Wer Mundpropaganda will, sollte für interessierte Menschen die Möglichkeit schaffen, sich mit dem jeweiligen Produkt auseinander zu setzen. Sozusagen als Marken-VIPs, in privilegierter Weise. Die freuen sich dann, erzählen anderen davon, werden zu echten Fans.
Interessant ist, dass laut Internetseite von DKD das Unternehmen eher auf Content-Management-Systeme spezialisiert ist. Wie war das doch... Schuster, bleib bei Deinenm Leisten...?
(Gefunden habe ich's bei Robert.)
Nachtrag 5.4., 15:38 Uhr: Don Alphonso nimmt zunächst einen verringerte Gebühr für die werblichen Kommentareinträge, droht aber an, künftig den vollen Sixtus-Satz für Werbung zu verlangen. Und der Spiegel hat die Geschichte nun auch aufgenommen.