Sven Rusticus ist CEO von Icemedia in Holland. Er ist baumlang, schlaksig und ein sehr lustiger Typ, der hier die Leute mit seinen knappen Polnischkenntnissen amüsiert. Das Unternehmen macht Word of Mouth ein wenig anders, mit IceCards, IceSkins und IceTags. Internet/Direkt-Mailing Lösungen. In Holland sind die direkt hinter Google und einer anderen Seite schon der drittgrößte Anbieter für Direktmarketing-Lösungen. Sven zeigt, dass es ihm um die Brand Ambassadors geht, also die Anzahl derer, die als Botschafter für eine Marke funktionieren wollen, will er erhöhen. Jetzt zieht er seinen Schuh aus und zeigt ihn hoch und ist begeistert, weil er das Design seines Schuhs so cool findet. Hinter mir kichern die Frauen... Er will damit sagen, dass jeder Botschafter für irgendwelche Marken ist.
Wie macht er das? Personalisierte Gegenstände, welche die Leute personalisieren können und deswegen eher weitergeben wollen. Er nennt das 'creating attractive media'. Das sind Dinge, die Leute dringend haben wollen. Er kombiniert dabei offline, online und mobile.
Nachdem Paul intensiv über den Net Promoter Score gesprochen hat, zeigt Sven, dass auch der CEO von Philips mit dem NPS arbeitet.
Case Study Labello: "Pink my Life". Die Marke hat eine Reihe "Buzz Items" verteilt. Im Zentrum stand eine Handtasche, in der eine Menge Sachen lagen. Die IceCards waren auch dabei. Sehr einfach - es ist Werbung auf Visitenkarten, die man aber eher Kontaktkarten nennen sollte . Wenn man seine erste Visitenkarte hat, fühlt man sich ernst genommen. Nun können Marken 15-jährigen ihre eigenen Kontaktkarten geben. Diese geben sie dann an ihre Freunde weiter, als etwas Besonderes, Exklusives. Einfach nur Kontaktkarten, mit Branding und Personalisierung. 70.000 Ambassadors haben mitgemacht. Die haben alle Visitenkarten bestellt. Und natürlich geben sie ihre echten Daten an. Denn sie wollen ja, dass die korrekten Daten auf der Visitenkarte stehen! Durch den Mechanismus entsteht ein Selbst-Targeting, 95% Frauen, Median Alter ist 17 Jahre. Man sammelt Fotos von der Zielgruppe, die sich bewerben und die wirklich begeistert sind. Wer solche Karten bestellt, ist Fan der Marke. So etwas gibt man aus, weil man wirklich für die Marke brennt. Die Karten wurden vor allem in der Schule, bei Parties und in der Nachbarschaft verteilt. Es gibt jetzt eine neue Kampagne in Holland, bei der sie Barcodes auf die Karten setzen und so auch Verkäufe stimulieren.
IceSkins: Personalisierung des eigenen Handies mit einem eigenen Foto und Visual. Kann man auch mit dem iPod machen. Die Rückseite des Handies wird für Werbung benutzt. Großes Interesse: 20.000 Leute bewerben sich, aber wegen Budget-Restriktionen konnten sie nur 500 am Tag versenden. Man muss seine Handy-Marke angeben und kann sich das Design aussuchen, ein eigenes Foto hochladen, und auf diese Weise sein Handy einerseits personalisieren und andererseits entsteht ein Handy, das in Kneipen etc. für Konversationen sorgt. Und wiederum: es wird eine Datenbank zusammengestellt.
TV hat Awareness für die Website geschafft, außerdem auf MSN geworben, und dann kam noch die Mundpropaganda hinzu, die alle das Projekt bekannt gemacht haben. 5 Wochen später konnten nur die Teilnehmer an der Kampagne ein spezielles exklusives Produkt bestellen, ein spezielles Svarovski-Handy. Auch hier ein sehr weibliches Projekt, großes Interesse vor allem von Frauen.
Das dritte Beispiel sind IceTags. Case Study KLM: Leute können hier ihre eigenen Koffer-Adress-Anhänger erstellen und so den eigenen Koffer auf gewisse Weise personalisieren. KLM hat das mit in den Online-Bestellprozess eingebaut, d.h. wer dort einen Flug bucht, kann sich seinen personalisierten Koffer-Adressanhänger personalisieren. So entsteht eine dauerhaftere Verbindung zwischen dem Unternehmen und den Kunden. Sven erzählt die Anekdote von einem Millionär, der in einem Land saß, wo die Tags nicht angeboten werden, und der ganz aufgebracht den CEO von KLM anrief, weil er die Dinger auch haben wollte.
So, jetzt ist Sven fast fertig. Das hier ist jedenfalls aus meiner Sicht eher virale Werbung eher als Word of Mouth. Aber dennoch nicht uninteressant.