Ich versuche hier grade mal ein wenig live mitzubloggen. Pjotr von Streetcom eröffnet grade die Konferenz. Er spricht davon, dass unterschiedliche Leute so völlig unterschiedliche Dinge unter Word of Mouth Marketing verstehen. Verrückte Stunts, schräge Aktionen, kreative Werbeideen... Aber Streetcom versteht unter dem Begriff ehrliche Produktempfehlungen, von vertrauenswürdigen Quellen. Damit liegen wir ja auf einer Linie... ;-)
Die Geschäftsführerin von Streetcom übernimmt jetzt, sie ist die Moderatorin der Veranstaltung. In der ersten Runde kommen Paul Marsden, Dave Balter und Paweł Ciacek auf das Panel. Letzterer ist Miteigentümer der polnischen Millward Brown Niederlassung.
Paweł spricht als erstes eher allgemein über Word of Mouth Marketing in Polen, als Einführung. Er bezieht sich zurück auf die kommunistische Zeit zurück, als "Leute von Essig lebten und zwei Fernsehkanäle hatten...", und als es eine Person gab, einen General, der das Land beherrschte. Er und seine Kumpels erschienen oft im Fernsehen und in den Medien. Derweil hatten die Leute eigentlich andere Helden als General Jaruselksi. Ein Idol war Lech Walensa, eingeschlossen in einem Haus in den Bergen. Er erschien nicht im Fernsehen, er war nicht in der Zeitung. Und doch war er im ganzen Land bekannt. Walensa trug ein Madonnensymbol am Revers, und auch die Leute begannen, es zu tragen. Die Figuten wurden verboten, man wechselte zu kleinen Elektronikbausteinen: man trug Widerstände als symbolischen Schmuck. Es sprach sich herum, die Leute zeigten damit ihre Solidarität, ohne dass das im Fernsehen oder in den Medien vorkam. Jetzt ein Sprung 25 Jahre weiter. Der General ist eingesperrt, und wir fahren schönere Autos. 2005 war ein bekannter Journalist im Fernsehen, der über einen politischen Kandidaten sprach, über ein 'weißes Pferd'. Es drehte sich um einen Kandidaten, der recht extreme Positionen vertrat. Er hatte einen Film auf YouTube, in dem er erklärte, für welche Positionen er steht. Und dieser Film half ihm bei seiner Kommunikation, wurde wie verrückt weitergeleitet und ging durch's ganze Land. Der Kandidat wurde zu einer Internet-Berühmtheit, in Polen ist er mittlerweile fast bekannter als der iPod. Manche seiner Filme wurden 5 Millionen Mal angesehen. Eine Frage bleibt: wo bekommt man den schrägen Pullover, den er trägt. Woher bekommt man sowas? Wie man sieht, hängen bei der Mundpropaganda Marketing und Politik eng zusammen...
Jetzt geht Paweł zurück zur klassischen Fragen zu Mundpropaganda. Er zitiert Malcolm Gladwell, dass Informationsüberfluss dazu führt, dass Leute sich immer stärker an ihre Bekannten wenden. (Ob es Word of Mouth Marketing Kampagnen gibt, bei denen Gladwell nicht zitiert wird?) Er hat ein paar repräsentative Befragungen in Polen zu Mundpropaganda gemacht, stellt jetzt dazu die Zahlen vor. Jüngere Leute richten sich deutlich stärker nach den Empfehlungen ihrer Freunde. Er beschreibt verschiedene Mundpropaganda-Typen: 1) "Buzz" über neue Produkte. 2) "Advocay", also Empfehlungen entsprechend Produkterfahrungen. Es gibt Kategorien, wo es weniger und andere, wo es mehr Mundpropaganda gibt. Weniger bei Waschpulver und Versicherungen. Mehr bei Autos, Filmen oder Reisen. Wenn Leute der Werbung weniger vertrauen - das ist noch nicht ganz so weit in Polen, wird aber kommen - dann müssen Kommunikationsexperten auf das Thema achten. Und er endet mit Oskar Wilde: Es gibt nichts Schlimmeres als dass über jemanden gesprochen wird - dass niemand über einen spricht.
Jetzt gibt es noch Fragen, dann kommt Dave Balter dran. Ich höre jetzt hier mal auf, denn bei Balter würde ich gern ein wenig filmen.