Kürzlich hatte ich gefragt, wer sich dafür interessiert, das Buch „Punk Marketing“ zu rezensieren. Jörg Weisner war so freundlich und hat das Buch gelesen. Hier eine Kurzfassung seiner Rezension. Eine ausführlichere Fassung findet sich auf seinem Blog:
Ein Paperback, vom Format her etwas größer als A5 (18,7 x 23,2 cm). Das Titelbild macht neugierig. Der Sticker an der Brust des Titelhelden forderte mich auf, „meinen Arsch hoch zu bekommen und mich der Revolution anzuschließen“. Die Spannung steigt. Beim ersten Durchblättern fallen mir die Überschriften auf. Sie sehen aus, als hätte jemand einzelne Buchstaben ausgeschnitten und diese dann zusammengesetzt. Wie bei typischen Erpresserbriefen in den TV-Krimis. Die Lesbarkeit erhöht das nicht, ist das Punk? Einige ganzseitige schwarz-weiß Zeichnung fallen ins Auge, mal sehen, was die einzelnen Kapitel zu bieten haben.
Gewidmet ist das Buch jedem, der uns „Scheiße in Dosen“ verkauft hat ... und deren Partnern. Deutliche Worte, passend zum Punker-Image. In einem zwölfseitigen Prolog beschreiben die Autoren die Revolution, in der wir uns befinden. Eine Revolution der Werbung, die dem Verbraucher immer mehr Macht gibt. Sie schildern in einem kurzen Rückblick die Entwicklung innerhalb der Werbung, von der Konzentration auf wenige Fernsehkanäle und der entsprechenden Wirkung der klassischen Fernsehwerbung bis hin zu der heute stark fragmentieren Werbelandschaft, in der es um ein Vielfaches schwieriger geworden ist, den Verbraucher überhaupt zu erreichen.
Nach dem Prolog inkl. Punk Marketing Manifesto gibt es anhand von Beispielen eine kurze Erklärung dazu, was „Punk“ sei, wie z.B. ein gemanagtes Chaos in den Arbeitsalltag zu bringen, um das Denken zu ändern, sich einen Tag frei zu nehmen, um etwas komplett anderes zu tun, oder einen Experten aus einem ganz anderen Gebiet – einen Möbelschreiner, einen Baumchirurgen, eine Sushi-Koch – in die Firma zu bringen, um gemeinsam mit seinem Team von den andersartige Erfahrungen zu profitieren. Die Überschriften der einzelnen Kapitel lesen sich interessant („The Sell Phone: Use and Abuse of the Cell Phone for Marketing“, oder: „Now It’s Story Time: Art of Making a Case through Storytelling“) und machen auch wieder neugierig auf den Inhalt. Aber sie schaffen es nicht, mich zu begeistern.
Je weiter ich in dem Buch lese, desto schwerer fällt es mir. Ich werde einfach das Gefühl nicht los, dass alles, was die beiden erzählen, nichts Neues ist, zumindest für mich nicht. Wo ist die echte Revolution? Dass die Werbung sich ändern muss, lese ich seit Jahren und besonders intensiv, seit ich eine Menge Marketing-Blogs aus dem englischen und deutschen Sprachraum verfolge. Vielleicht liegt es an mir. Dass ich einfach schon zu weit in diese bereits stattfindende „Revolution“ eingetaucht bin. Dass das Bloggen und das Verfolgen von anderen Blogs, von YouTube-Videos etc. mir schon in Fleisch und Blut übergegangen ist.
Parallel zum Buch habe ich mir die dazugehörige Webseite angesehen. Auch sie überzeugt mich nicht sonderlich. Es sind die üblichen Kurzzussammenfassungen und Übersichten drauf. Auch eine (natürlich sehr positivie) Rezension. Interessant fand ich einen Link auf „PUNK ENEMIES“. Auf der entsprechenden Unterseite wird auf www.punktstinks.com verwiesen. Allerdings ohne den eingebauten Link. Ich kopiere mir den Link also in ein neu geöffnetes Tab meines Browsers und lande auf einer Seite, in der über dieses Buch hergezogen wird. Allerdings wird diese (angebliche) Feindesseite von einem anonymen Marketer geschrieben, der sich nicht outen will. Das dazugehörige Forum kann nur als Witz gemeint sein. Die allermeisten Post zeigen ein und dasselbe Bild. Ich werde das Gefühl nicht los, dass diese Feindes-Seite ein (imho schlecht gemachter) Versuch der Autoren oder des Verlages ist, noch ein bisschen ungewöhnliches (Punk?)-Marketing in eigener Sache zu machen.