Hab mich grad aus einem Vortrag geschlichen, um dieses hier zu posten... (Leider kein WLAN, und die französische Tastatur hier ist arg ungewohnt, ausserdem fehlt das sz...) Der ersten Abend gestern fand in einem netten Lokal statt, wo ich an einem Tisch mit Neville Hobson, Thomas Pleil, Swaran Sandhu, Tony Falconi und Philip Young sass. Thomas hat mir u. a. die Entstehungsgeschichte der Hard Bloggin' Scientists erzählt. Mit Neville haben wir sehr intensiv über die verschiedenen Niveaus der englischen Sprache diskutiert, die dadurch entstehen, dass es nicht mehr nur noch die Mutter- und Poesiesprache von Engländern, Amerikanern oder Australiern ist, sondern eben auch ein extrem intensiv genutztes Sprachinstrument im internationalen Austausch weltweit. Ausserdem hat Neville sehr passioniert von Twitter gesprochen. Für mich - der ja Twitter gegenüber auch erstmal skeptisch eingestellt ist - war sehr interessant, dass wir letztlich im gemeinsamen Gespräch versucht haben herauszufinden, was an Twitter so süchtig macht. Spannend ist nicht, was vorn auf der sichtbaren Seite passiert. Spannend ist, was hinter den Kulissen passiert im Account, den der User sieht. Denn dort sieht er die "Twitter-Streams" aller seiner "Freunde" auf dem Service, und so entsteht ein persönlicher Zugang zu einer Art persönlichem Stream of Conscience - oder eher: Stream of Life - anderer Leute. Und über diese im Netz verfügbaren "Streams of Life" kann man sich zu anderen Leuten und deren Streams of Life durchklicken, sie so entdecken, und auf gewisse Weise kennenlernen. Die Art der Sucht, die dadurch entsteht, ist in gewisser Weise vergleichbar mit der Sucht, die bei Nutzern von Facebook oder StudiVZ entsteht. Als ich dann vermutet habe, dass Twitter vielleicht so eine Art "Facebook für Erwachsene" ist, fand Neville die Analogie nicht unpassend. Tony Falconi sprach über die sinkende Fähigkeit der modernen Mediennutzer, sich mehr als ein paar Minuten auf eine einzige Sache zu konzentrieren. Eine Beobachtung, die er nicht nur bei jungen Leuten macht, sondern auch an jemandem wie beispielsweise Richard Edelman. Ausserdem hat er erzählt, dass es unter 40-50jährigen PR-Fachleuten ein "Disintermediation Syndrom" gibt: viele Leute in diesem Alter beginnen sich für die digitale PR-Welt zu interessieren, und stellen dann fest, dass ihre Rolle dort so anders, so... unwichtig wird, dass sie sich, sofern sie überhaupt dabei mitmachen können, völlig verändern und neu erfinden müssen. Das führt bei manchen zu intensiven persönlichen Krisen.
Interessanter Abend, in einer schönen Stadt. Gent ist wirklich bemerkenswert hübsch, zumindest war das der Eindruck der meisten, nach dem ersten Durchlaufen.