Um Mundpropaganda geht es hier. Da ist der Weg zu den neuen Formen des E-Commerce, die Jochen so ausführlich beschreibt, nicht weit. Dort besteht oft ein Kernelement darin, dass die Konsumenten selbst im Austausch einander die Produkte vermarkten. Indem sie sich also gegenseitig die Produkte zeigen, vorschlagen, anbieten, verkaufen, machen sie letztlich eine Art Mundpropaganda für den jeweiligen Anbieter. Allerdings ist mein Selbstverständnis von Mundpropaganda ein wenig anders, und zwar folge ich eigentlich einer alten Definition von Johan Arndt aus dem Jahr 1967:
“Oral, person-to-person communication between a perceived non-commercial communicator and a receiver concerning a brand, a product, or a service offered for sale.”
Mit anderen Worten: bei dieser Definition der Mundpropaganda geht es darum, dass der Sprecher als nicht-kommerziell angesehen wird, seine Interessen im Gespräch betreffend. Denn erst dann - so argumentieren zumindest manche - wird Mundpropaganda besonders effektiv: weil der Sprecher das Produkt, um das es geht, nicht selbst verkaufen will, vertraut man ihm eher, denn er hat selber keinen finanziellen Nutzen davon, jemanden anders vom Kauf zu überzeugen. Die Annahme ist also, dass er eher den Vorteil des Empfängers der Mundpropaganda im Auge hat. (Das muss bei nichtkommerzieller Mundpropaganda nicht immer so sein, aber das würde hier vielleicht zu weit führen.)
Es hat aber auch Studien gegeben, die zeigen, dass auch sogenannte "incentivierte Mundpropaganda" - also diejenige, bei der man den Sprechenden finanziell oder materiell unterstützt - ihre Wirkung hat. Kein Wunder also, dass Zeitschriften schon seit ewigen Zeiten Ihre Abonnenten mit Prämien dazu bewegen, neue Leser zu akquirieren. Oder man denke an die Tupper-Parties. Wer eine solche ausrichtet, bekommt nicht nur selber ordentlich Tupperware, die Gastgeberin profitiert auch von den Käufen ihrer Freundinnen. (Männliche Tupperparty-Organisierer mögen mir hier verzeihen, aber auch wenn ich alles andere als ewig-gestrig bin, kann ich mir nur schlecht eine männliche Tupperware-Party vorstellen... Wobei moderne Väter sowas sicher auch machen. Oder unter den Schwulen? Bin da gern lernfähig!) Viele Social Shopping-Modelle sind letztlich nichts anderes, nur passen sie die Konzepte auf die neue Web- und Blogwelt an. Aber klar ist dabei eigentlich fast immer, dass der Sender dieser Form von Mundpropaganda durchaus auch ein kommerzielles Interesse verfolgt.
Eine wieder andere Art der zwar kommerziell motivierten Mundpropaganda, die aber doch nach anderen Regeln funktioniert, habe ich grade entdeckt - vielleicht für manche ein alter Hut, aber ich fand's interessant: Yieeha! Das nennt sich nun nicht Social Commerce, sondern - Achtung, festhalten: "Social Winning". Auf der Seite heißt es:
"Je mehr User sich ein Produkt wünschen, desto eher stellt ein Partnershop dieses Produkt als Gewinnspiel ein. Um deine Chancen zu erhöhen, kannst du auch eigene Spiele starten."
Stellt sich mir die Frage: ist das nun Online Mundpropaganda? Oder eher Online Wunschpropaganda? ;-)
(Den Namen Yieeha! finde ich allerdings wirklich gar nicht gelungen...)