Wenn man sich mit dem Web 2.0 befasst, begegnet man dem Begriff Social Shopping häufiger. Und auch wenn ich eine Art grobe Ahnung davon hatte, dass beim Social Shopping letztlich die Komponente „Mitshopper“ durch ihre (Inter)Aktion meine eigene Shoppingerfahrung verändert, hatte ich dennoch kaum eine konkrete Vorstellung davon, was man genau darunter verstehen sollte. Daher war ich umso erfreuter, als Jochen Krisch mir anbot, seinen ersten Exciting Commerce Workshop mit zwei eigenen Beiträgen zu ergänzen und im Gegenzug die ganze Veranstaltung begleiten zu können. Nicht zuletzt deshalb passend, weil Marketing mittels Mundpropaganda beim Social Commerce letztlich einegebaut und mitgedacht ist.
Jochen hatte seinen Workshop in unterschiedliche Vorträge unterteilt, ich werde folgend in unterschiedlichen Posts die verschiedenen Teile ausschnittartig wiedergeben und mit eigenen Kommentaren ergänzen.
Zum Einstieg ein Zitat von Jochen, das ich sehr unterhaltsam fand – ich fragte ihn, wie es denn seiner Ansicht nach dazu kommen konnte, dass die Typepad-Domain ecommerce.typepad.com noch frei war, als er Mitte 2005 mit dem Bloggen begann. Jochen: „E-Commerce ist kein Thema, das Leute vom Hocker reißt. Verkaufen ist nicht besonders hip.“
Und genau deshalb möchte ich jetzt auch ein wenig ausführlicher über das Thema schreiben. Denn es stimmt schon – unzählige Leute sind von Marketing und Werbung fasziniert, und können sich stundenlang dazu austauschen. Aber das eigentliche Verkaufen interessiert die Wenigsten. Eigentlich erstaunlich, wenn man bedenkt, dass im Web Marketing und Verkauf enorm eng beieinander liegen, und dass jedes Marketing, das nicht verkauft, nichts anderes als hinausgeworfenes Geld ist...
Der erste Vortrag im Workshop von Jochen stand unter dem Titel Wie das Live Web den E-Commerce verändert.
Laut Jochen werden gute Web 2.0-Konzepte durch die Menschen geprägt und beeinflusst, die sie nutzen. Unter anderem zitierte er in diesem Zusammenhang Lukasz Gadowski: „Wir befähigen die User, ihr eigenes Ding zu machen.“ Oder Threadless: „Shop and participate.“ Es verschiebt sich der Fokus – beim Verkaufen standen lange Zeit zunächst die Produkte im Zentrum. Dann Produkte (und Menschen). Und schließlich: Menschen (und Produkte). Anstatt also nur mehr auf die eigenen Produkte fokussiert zu sein, ermöglicht ein Social Shopping Angebot den Menschen, sich in irgendeiner Weise auszutauschen. Und erst dabei wird dann auch gekauft und verkauft. Dies passt dazu, dass in der entstehenden Welt des E-Commerce der Dialog immer wichtiger wird – ganz nach Cluetrain: Märkte sind Gespräche. Wenn die Nutzer und ihre Interaktion eine wichtigere Rolle bekommen, wird auch ihr Austausch intensiviert.
Er sprach darüber, dass die großen Web-Anbieter alle an neuen Diensten arbeiten - Amazon, Ebay, Google, MS/Win, Yahoo: alle bauen neue Plattformen, bei denen die Leute mitmachen können. Bei Ebay wird die eigene Seite des Anbieter mittlerweile schon MySpace-Profil-artig. Auch Google Base und Windows Live hat er erwähnt. Neben den Großen kommen dann die vielen Kleinen dazu, die eigene Konzepte entwickeln: Zlio, Stylehive, Kaboodle, Crowdstorm, Spreadshirt, Woot, Etsy.
Während also früher die User als Kunden und Konsumenten aufgetreten sind, werden sie nun Mitgestalter und Verkäufer. Weitere Beispiele: Shirtcity, PosterXXL, Boardpusher. Die Nutzer verkaufen eigene und fremde Produkte: Yoosic: „eröffne Deinen eigenen Downloadstore“. Amazon: aStore – die Nutzer bauen eigene Stores und vertreiben dort. Favorite Thingz (momentan offline?): "show off what you like, if others like it, make money when they buy". Außerdem drei Beispiele aus Deutschland: eDelight, DaWanda, Dealjaeger.
Und auch wenn wir uns in der Runde einig waren, dass es bei manchen dieser Konzepte zum Teil noch etwas unklar ist, was denn nun genau die Nutzer motivieren soll, sich zu beteiligen, steht fest, dass es nun tatsächlich auch deutsche Plattformen gibt, die mit diesen Mechanismen arbeiten oder arbeiten wollen.
Dass das Thema Viral Marketing und Mundpropaganda hier zwangsläufig dazu gehört, wurde nach diesen ersten Zeilen natürlich auch deutlich. Denn wenn die Nutzer selber Produkte verkaufen, im Austausch einander anbieten, etc., dann ist klar, dass hier die Hoffnung auf oder die Arbeit mit Mundpropaganda direkt mit ins Konzept eingebaut ist.
So, das wäre erstmal Teil 1 der Reihe (hier geht's zu Teil 2). Wer sich für diese Themen interessiert, sei ansonsten auf Jochens Blog verwiesen.
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