Wer Communities aufbauen will, ist darauf angewiesen, dass die Mitglieder über kurz oder lang in der Community selbst aktiv werden und die Gemeinschaft "mit Leben" erfüllen. Um sich darüber keine Illusionen zu machen, sollte man sich vielleicht den folgenden Text von Jacob Nielsen mal ansehen. Er beschreibt in "Participation Inequality: Encouraging More Users to Contribute" die 90-9-1-Regel:
- "90% der Nutzer lesen und schauen nur zu, steuern aber selber nichts bei.
- 9% der Nutzer beteiligen sich von Zeit zu Zeit, aber andere Dinge sind ihnen wichtiger.
- 1% der Nutzer macht häufig mit, von ihnen stammen die meisten Beiträge, manchmal scheint es, als hätten sie sonst überhaupt nichts zu tun, denn sie kommentieren oft schon Minuten nach jedem Ereignis, zu dem sie sich äußern."
Nielsen geht es in seinen Überlegungen dabei vor allem darum, dass man aufgrund dieses Effektes oft eben nicht davon ausgehen kann, dass man bei Umfragen im Web repräsentative Antworten bekommt. Oder dass beispielsweise hochverlinkte Seiten im Netz nicht unbedingt den Geschmack der Mehrheit treffen, weil eben diejenigen, die verlinken, eine hochaktive Minderheit sind. Man muss immer mit einem Bias zugunsten besonders aktiver User rechnen. Außerdem zeigt er, dass bei Wikipedia das Missverhältnis zwischen "Passiven", "manchmal Aktiven" und "sehr Aktiven" noch krasser ist: 99.8 zu 0.2 zu 0.003.
Nielsen spricht Empfehlungen aus, wie man versuchen kann, die schweigende Mehrheit zu mehr Teilhabe anzuregen:
- Mitwirkung vereinfachen - Voting, und nicht nur Freitextkommentare.
- Mitwirkung zu einem (automatischen) Nebeneffekt machen, wie beispielsweise die Kaufempfehlungen bei Amazon: "Kunden, die dieses Buch gekauft haben, haben auch ... gekauft"
- Editieren statt kreieren: wenn Nutzer an bestehenden Sachen rumstricken können, macht ihnen das die Sache leichter, als wenn sie Dinge komplett neu bauen/entwickeln müssen.
- Belohnungen, wenn vorsichtig eingesetzt, können manchmal helfen.
- Qualität sollte gefördert und sichtbar gemacht werden, damit jene Teilnehmer, die selten aber dafür Gutes beisteuern nicht von den "Hyperaktiven" verdrängt werden. Das könnte über Rankings und Bewertungen gehen.
Ich finde den Text in jedem Fall hilfreich für Community Management. Danke an Fabian Nöthe für den Hinweis.
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