Viele Blogger wissen wahrscheinlich von MyPictr, einem Online-Tool, mit dem man seine Portraitfotos im Netz beschneiden kann, um sie auf dem eigenen Blog, auf Networking-Plattformen, etc. zu verwenden. Gestartet wurde es von Construktiv, der Agentur, die auch die Bookmarking-Seite Mister Wong betreibt. Christian Clawien, Pressesprecher bei Construktiv, schickte mir schon vor ein paar Tagen die folgenden Daten zur recht bemerkenswerten Launch-Geschichte von MyPictr. Die Anwendung ging am 2.11. ins Netz. Eine Woche später, am 10.11., hatten bereits über 140 Blogs weltweit darüber berichtet: in China, Italien, Spanien, Schweden, Russland, und in vielen anderen Ländern. Selbst bei lifehacker.com (eines der größten Blogs überhaupt weltweit) wurde über das Tool berichtet. Die Besucher kommen fast ausschließlich über direkte Links in Blogs oder Social Networks (68-80%).
Interessant daran ist, dass es zwar erwiesenermaßen wichtige kulturelle Barrieren und Unterschiede zwischen den Auffassungen und Meinungen, Einstellungen und Gewohnheiten der Online-Bevölkerung in verschiedenen Kulturräumen gibt. Es gibt aber ebenso offensichtlich ganz einfache elementare Bedürfnisse im Web, die von allen Usern geteilt werden, ganz gleich wo sie sich auf der Welt aufhalten. Vermutlich, weil sie weniger kulturgeprägt sind, dafür abhängig von den allgemeinen Mechanismen der Web-Benutzung, die überall gelten. Wenn man so ein Bedürfnis über eine einfach zu verstehende und einfach zu handhabende Anwendung befriedigt (in diesem Fall: "Mist, wie komme ich schnell an ein passendes Bild für diese Community?"), kann man sehr schnell eine globale Verbreitung erreichen.
Vermutlich hat man bei Construktiv genau deswegen mittlerweile auch den Webdienst Websnapr.com übernommen (PDF). Als Agentur kann man kaum Geld damit verdienen, dass Nutzer auf der ganzen Welt kostenlose Web-Services aus dem eigenen Haus benutzen. Man kann aber umso mehr Erfahrung darin sammeln, wie globale Nutzerschaften ticken, welche Arten von Services wie ankommen, und sich außerdem als kompetentes Haus für Web 2.0iges positionieren. Denn wo viele heute vor allem viel über Web 2.0 reden, ist es manchmal vermutlich ganz gut, wenn man einfach mal was macht. Was ja auch die Philosophie von trnd ist. ;-) Bei Construktiv scheint derweil ein kleines Web2.0-Portal zusammen zu wachsen, aus Bookmarking-Service und Blog-Tools. Mal gucken, was in den nächsten Monaten noch so dazu kommt. Vielleicht steht ja am Schluss ein kompletter Microsoft-Live-Konkurrent im Netz...