Dass sich soziale Epidemien über Videoportale wie Youtube, myvideo oder sevenload auslösen lassen, haben eine ganze Reihe von Beispielen mittlerweile gezeigt (positiv wie negativ). Man denke nur an "Wo bist Du mein Sonnenlischt...", die Ron Hammer Kampagne oder den Skandal um lonelygirl15 (deren Beliebtheit trotzdem ungebrochen scheint!).
Eine Studie der BBC aus den Großbritannien (gefunden via heise.de) belegt nun, dass sich auch der Fernsehkonsum von Videoportalnutzern, die sich häufig online Videos anschauen, ändert: Und wer hätte es gedacht - zu Ungunsten des Fernsehens. 43% der befragten "Online-Videokonsumenten" schränken seit dem sie Youtube & Co. nutzen Ihren Fernsehkonsum ein (ist übrigens bei mir ebenso).
Dabei offenbart die Studie auch das ungeheure Potenzial, dass im Online-Video-Markt noch Brach liegt. 67% der befragten 2000 Nutzer gaben an, noch nie einen Online-Videoservice genutzt zu haben. Hierzulande dürfte die Bilanz ähnlich ausfallen.
Dass sich das Blatt aber bald wenden dürfte, dem sind sich vor allem die Fernsehsender bewusst. ProSiebenSat1 hat myvideo an sich "gebunden" und RTL ist mit dem Portal clipfish auf das sich ändernde Konsumentenverhalten vorbereitet. Die ersten "Spitzen" der einschneidenden Veränderung im Medienmarkt, die uns noch bevor stehen, lassen sich auch schon erkennen:
Anfang Juli lief im ZDF-Kulturmagazin „Aspekte“ ein Beitrag über Walter Moers’ neuen Kinofilm „Der Bonker“, Zuschauer: 810000. Im Online-Angebot des Zweiten, der ZDFmediathek, wurde der Beitrag bis Anfang Oktober 680000-mal abgerufen. Zudem fand die Sendung ihren Weg in andere populäre Videoportale mit insgesamt mehreren hunderttausend Abrufen. Kurz: Die Online-Sehbeteiligung lag in diesem Fall über jener der TV-Ausstrahlung... (Quelle: DER SPIEGEL 40/2006)
Nachtrag: Wie akut die Entwicklungen sind lässt sich auch aus der Studie "JIM 2006" des Medienpädagogischem Forschungsverbandes Südwest ablesen: Erstmals seit Beginn der Studienreihe 1998 ist Deutschlands Jugendlichen der Computer wichtiger als der Fernseher. Vor die Wahl gestellt, würden 26 Prozent den Rechner bevorzugen und nur 19 Prozent das TV-Gerät.
Sascha Langner