Da ich gestern noch den ganzen Tag unterwegs war, kann ich mich erst heute hier zur Konferenz äußern. Sehr spannend war's, ich habe mich gefreut, eine Reihe sehr interessanter Leute persönlich kennenzulernen, so zum Beispiel Prof. Ansgar Zerfaß von der Uni Leipzig, Sarik Weber (Noch-OpenBC/XING) oder Christian Clawien von Mister Wong. Das Team von DirectNews und Melanie Ruprecht hat in nur zwei Monaten eine wirklich umfangreiche Veranstaltung aus dem Boden gestampft, auf der es eine breite Palette von Leuten zu hören und sehen gab, die sehr unterschiedliche Facetten von Web 2.0 beleuchtet haben. Mancher mag gerade aufgrund dieser Vielfalt nun darüber grübeln, was Web 2.0 denn nun eigentlich ist, aber das ist ja grade der Punkt: Web 2.0 ist momentan eine Art Sammelbegriff für ganz verschiedene Strömungen und Entwicklungen, deren Resultate und Ergebnisse noch kaum abzusehen sind. Wer sich also mit dem Web 2.0 befasst, der muss sich damit abfinden, dass es noch keine klaren Abgrenzungen und Definitionen gibt, sondern dass man eben diese vielen verschiedenen Aspekte im Auge behalten sollte, um ein Gespür für das Ganze zu haben oder zu behalten.
Wie vielerorts erwähnt waren vom Konferenz-Team eine ganze Reihe von Bloggern eingeladen worden - hier findet sich die Liste mit allen, die über die Konferenz berichtet haben (mein Blog steht auch mit drin, was nicht ganz korrekt ist, denn ich habe ja auf der Konferenz gar nicht live gebloggt...).
Besonders freue ich mich persönlich natürlich auch über das Feedback, das ich zu meinem Vortrag auf den verschiedenen Blogs finden konnte. Zumal da auch einige sehr positive Stimmen dabei sind, die mir damit u.a. zeigen, dass es mir gelungen ist, dass Thema Virale Kommunikation und Mundpropaganda auf passende Weise ins Web 2.0 einzuordnen. Da es für mich neu ist, einen eigenen Vortrag so ausführlich auf verschiedenen Blogs kommentiert zu sehen, möchte ich die einzelnen Bemerkungen hier kurz kommentieren bzw. aufführen, auch auf die Gefahr hin, dass das ein wenig in Richtung Nabelschau ausartet... Ed Wohlfahrt hat sich meinen persönlichen Lieblingschart rausgesucht und weist darauf hin, dass sich die Markenführung zunehmend der Kontrolle durch die Marketingverantwortlichen entzieht. Biggi Mestmäcker schreibt auf dem TXT-Jobblog eine umfassende Zusammenfassung des Tages aus ihrer Sicht und geht dabei auch äußerst ausführlich auf meinen Beitrag ein. Christian von cheinemanieren hat mein Vortrag auch gefallen, allerdings erklärt er nicht ganz korrekt, ich habe Dialog Solutions einen Schuss vor den Bug gegeben. Das ist so nicht richtig, ich habe DS überhaupt nicht erwähnt, sondern nur ein Zitat von Ask Wappling gebracht (das allerdings im Zusammenhang mit DS entstand, aber das wird an anderer Stelle diskutiert). Es ging keineswegs darum, über eine andere Agentur zu sprechen, sondern ich hielt das Zitat inhaltlich für nützlich im Zusammenhang mit der Konferenz. Die Sache mit den Nickeligkeiten würde ich also so nicht unterschreiben. Nick Kittner behandelt meine Themen auf Agendapop recht ausführlich und erwähnt insbesondere die aus meiner Sicht strategische Herangehensweise, über die Unternehmen ihre Mundpropaganda aktiv unterstützen können: mittels ansteckender Produkte, ansteckender Kommunikation und ansteckender Beziehungspflege. Fabian Hickl freut sich auf meine Ausführungen dazu, welche Verbindung denn nun genau zwischen Web 2.0 und viralem Marketing besteht, bekommt dann aber leider doch nicht ganz die klare Antwort, die er sich erhofft hat. Das werde ich jetzt also per E-Mail mit ihm klären. Ich meinte damit vor allem den Umstand, dass Orientierung im Long Tail des Web, der ja grade durch viele Web 2.0-Anwendungen enorm wächst, erst dank Mundpropaganda möglich wird (dazu vor einigen Tagen auch dieser Post von mir). Ich dachte, ich hätte das anhand meines entsprechenden Punktes deutlich gemacht - da sollte ich also vielleicht nochmal dran arbeiten. Auch Patrick Schnabel führt meine "zehn Irrtümer des Viral Marketing" auf, ebenso wie Fabian Nöthe. "Customerfromhell" Jens hat gleich nochmal den Terrorist Spot bei YouTube rausgesucht, den ich in meinem Vortrag auch nochmal gezeigt habe. Hinzu kommt Lob vom marktpraxis_blog, während der Capellmeister nichts Neues bei mir entdeckt hat. "Sebbi" ergänzt meinen Vortrag mit einem passenden Cartoon, sieht anschließend aber offensichtlich auch nicht klarer, was Viral Marketing denn nun genau ist. Auch das eine hilfreiche Anregung, künftig am Schluss vielleicht noch einmal komprimiert meine Sicht der Dinge zusammenzufassen. (Dafür bekomme ich für meinen Beitrag zur Podiumsdiskussion von ihm die Sorte Lob, die leicht rot werden lässt... Wobei ich wirklich nicht so genau verstehe, was ich denn nun mit den drei Fragezeichen zu tun habe... ;-) Auf dem Cyberbloc gibt es wieder einen längeren Text über die gesamte Veranstaltung, in der Denis Bartelt u.a. ergänzt, dass Microsoft seine Außenkommunikation auf vielfältige Weise durchlässiger gemacht hat, und damit sehr positive Effekte für die Unternehmenswahrnehmung erreicht (auch Klaus Eck wies darauf in seinem Vortrag hin).
Mein Fazit: eine angenehm unaufgeregte Veranstaltung mit vielen sehr interessanten und interessierten Besuchern und Rednern, die Lust auf weiteren Austausch dieser Art macht. Und für meinen eigenen Vortrag die Erkenntnis, dass es keine schlechte Idee war, das Thema "Viral Marketing / Marketing mittels Mundpropaganda" anhand 10 populärer Irrtümer aufzubereiten und so auch in den Kontext von Web 2.0 zu stellen.
Daher hier auch abschließend nochmal mein Appell an alle, die im sich fortentwickelnden Web ihre Marken und Dienstleistungen vermarkten wollen: Orientierung in der unüberschaubaren Vielfalt des Web, die stetig anwächst, ist nur möglich, wenn die digitale Mundpropaganda zur Unterstützung herangezogen wird. Wenn Marken diese wichtige Empfehlungsrolle ignorieren, werden sie wenig Erfolg im Web 2.0 haben. Viral Marketing ist deswegen entscheidend für den Erfolg im Web 2.0.
Nachtrag 18:47 Uhr: Auch Bankblogger Thorsten Hahn schreibt über die "10 Irrtümer" und regt an, dass sich auch die Bankbranche mit dem Thema auseinandersetzen sollte.