Ein Klassiker: Eine Unternehmen mit z.T. dubiosen Geschäftspraktiken bedroht Blogger mit rechtlichen Schritten. Immer wieder gern genommen, immer wieder beliebtes Ziel von Blogger-Unmut.
Dazu habe ich kürzlich einiges gelernt: Beispielsweise, dass es Blogger gibt, die es gar nicht unbedingt interessiert, ob ein Unternehmen tatsächlich Unrecht begangen hat, oder sogar zugeben, dass sie dem Unternehmen eigentlich nur schaden wollen. Davon, dass ganze Belegschaften verunsichert sind und vom Chef Aufklärung verlangen. Davon, dass ein Unternehmen manchmal einfach gewzwungen ist, rechtliche Schritte einzuleiten, wenn ein Kunde eine erhaltene Dienstleistung einfach nicht bezahlen will. Auch wenn dieser Kunde ein Blog hat, dass sehr schnell sehr reichweitenstark werden kann.
Es heißt ja grundsätzlich immer, dass man mit rechtlichen Schritten in der Blogosphäre sehr vorsichtig sein muss. Was aber tun, wenn manche Leute ihre Schulden nicht bezahlen wollen und das Unternehmen dafür in der Blogosphäre wie den bösen Goliath aussehen lassen, der den armen David schlägt? Das kann vorkommen und ist sicher auch schon vorgekommen.
Dann kann man noch so viel von Transparenz und offener Kommunikation erzählen, und davon, dass man sich auf menschlichen Austausch einlassen muss - irgendwann kommt man damit nicht weiter. Wenn größere Beträge nicht bezahlt werden, oder ein Einzelner immer neue Forderungen aufstellt, weil er merkt, dass ihm die Blogosphäre Rückendeckung gibt - muss ein Unternehmen das dann hinnehmen? Zumal die Blogosphäre tendenziell gern erstmal dem Blogger glaubt, der da "über den Tisch gezogen" wird.
Schwierige Fragen, auf die es keine leichten Antworten gibt. Letztlich läuft es immer auf Transparenz hinaus, und darauf, der Blogosphäre ganz genau zu verdeutlichen, wo man steht, wer man ist, und warum man tut, was man tut. Idealerweise mit einem eigenen Blog. Aber manchmal ist das leichter gesagt als getan: wenn ein Unternehmer Verantwortung für viele Mitarbeiter hat und sein Unternehmen ausbauen und damit zukunftssicher machen will, dann fällt es ihm manchmal schwer zu rechtfertigen, dass er sich statt der täglichen Arbeit mit 15, 20, 100... Leuten und deren privaten Internetseiten befassen soll. Dass es sich dabei um eine neue Art der PR-Arbeit handelt, wird ja erst Schritt für Schritt deutlich.
Blogs und Web 2.0 sind unglaublich spannend. Aber festgehalten werden sollte, dass manche Sachen in der Blogosphäre noch sehr schwer zu bewerten sind. Beispielsweise ganz generell die Frage, wie ein Unternehmen mit einem Blogger umgehen sollte, der eine Leistung erhalten hat, diese aber nicht bezahlen will. Wem glaubt die Gemeinde? Dem Blogger oder der Meldung des Unternehmens?
Meinungen?