Die Konferenz liegt ja mittlerweile schon ein wenig zurück, aber ich wollte trotzdem noch eine kurze Nachlesen dazu schreiben. Es war ein eng gepackter Tag, und es gab eine ganze Reihe interessanter Vorträge. Ich will mich bemühen, aus den Vorträgen die besonders interessanten bzw. relevanten Inhalte herauszugreifen:
Als Vorsitzender der Konferenz habe ich zur Einleitung zunächst einen allgemeinen Überblick über die verschiedenen Ansätze gegeben, die grundsätzlich zur Verfügung stehen, um Mundpropaganda anzuregen: man kann 1.) am Produkt bzw. am Angebot selber ansetzen (Beispiele für virale Produkte sind das Online-Business Modell von Spreadshirt, oder auch ein auffälliges Autodesign, wie der New Beetle), 2.) an der (werblichen) Kommunikation (Beispiele hier sind virale Werbefilme oder eine Promotion, die Mundpropaganda anregt), oder aber 3.) an den Beziehungen, die man zu (speziellen) Mitgliedern der Zielgruppe aufbaut (mittels Blogs beispielsweise, oder durch VIP Voting/Pre Launch Sampling, wie es das bei TRND oder Tremor gibt).
Als nächstes wäre eigentlich Sascha Langner dran gewesen, er hatte aber leider kurzfristig absagen müssen. So standen dann Markus Roder und Martin Dräger von Dialog Solutions gemeinsam mit dem Kunden Hubertus Emmann (Brand Manager A&M Electric Tools GmbH) auf dem Programm. Aus dieser Präsentation wurde für mich besonders deutlich, wie wichtig es bei viralen Filmen ist, dass das Ausgangsmaterial - also der Film selbst - vor allem ein virales Potenzial mitbringen muss. Man kann noch so viel Seeding-Aufwand betreiben - wenn der Film selbst nicht "ansteckend" ist, ist die Sache zum Scheitern verurteilt.
Danach gab es eine sehr interessante Präsentation von Thomas Nolle von Audi. Er stellte verschiedene Audi Flash-Projekte vor, die von viraler Verbreitung profitiert hatten, und präsentierte zum Abschluss das Audi USA-Projekt "The Art of the Heist", über welches ich hier ja schon mehrfach geschrieben habe. In dieser Präsentation war ein für mich besonders erwähnenswerter Gedanke der, dass man vor allem die besondere Qualität der durch WOM Marketing entstehenden Kontakte berücksichtigen sollte. Wer WOM Kontakte mit "normalen" Werbekontakten eins zu eins vergleicht, unterschätzt die Wirkung von Mundpropaganda.
Die beiden VM People Thomas Zorbach und Michael Zerr stellten anschließend ihre Herangehensweise an Virales Marketing vor. Besonders hervorzuheben fand ich an dieser Präsentation, dass beide deutlich gemacht haben, dass Marketing (und damit auch virales Marketing) mehr ist als nur Kommunikation bzw. Werbung. Wer virale Effekte anregen will, sollte alle vier P des Marketing im Auge haben, und nicht immer nur auf die Werbung schielen. Ein Thema, das mir auch sehr am Herzen liegt.
GoViral aus Dänemark waren in Gestalt von CEO Thomas Weikop (und Björn Ognibeni, der aber unten noch mit einem eigenen Vortrag vorkommt) vor Ort. Thomas erklärte, wie bei GoViral international Kampagnen geseedet und getrackt werden. Er wiederholte unter anderem auch noch einmal, dass virale Filme ganz gezielt als solche entwickelt werden müssen, damit sie auch wirklich funktionieren. Dazu sprach er einen anderen Aspekt an, den ich für sehr wichtig halte: gut produziertes virales Material sucht sich quasi seinen Publikum von selbst - die entsprechenden Filme werden ja üblicherweise nur an Leute weitergeleitet, die sich dafür auch interessieren. Damit ist das Targeting in guten viralen Kampagnen gleichsam automatisch mit eingebaut.
Arendt van Deyk von Mercedes-Benz stellte das Mixed Tape Projekt vor. Ich hatte zwar davon gehört, wusste aber nicht, wieviel Beachtung das Projekt im Netz gefunden hat - jedenfalls wurde der Eindruck vermittelt, dass das Projekt bei Mercedes als großer Erfolg gesehen und deshalb auch fortgeführt wird. Angenehm fiel auf, dass man ganz bewusst keinen direkten Verkaufserfolg damit erzielen will, sondern dass hier mittels Inhalt und Unterhaltung, die sich von selbst im Netz verbreiten, neue Zielgruppen ganz behutsam an die Marke herangeführt werden sollen.
Markus Seim von Anders und Seim und Oliver Biederbeck von Happy Digits haben ein schon etwas älteres viral konzipiertes Spiel vorgestellt, mit dem die Mehrwerte von Happy Digits in der Launch-Phase vermittelt werden sollten. Aus meiner Sicht besonders interessant war hier, dass man mit einem als "Gratisangebot" positionierten Spiel letztlich eine nicht unbedingt erwünschte Zielgruppe, nämlich die der Schnäppchenjäger, angesprochen hat. Wenn man also kostenlose Inhalte im Netz verbreitet, ist es wichtig, auf eine entsprechende Positionierung zu achten (was Mercedes ja mit dem Mixed Tape offenbar gelingt).
Den Abschluss machte Björn Ognibeni, mit einer Präsentation über Consumer Generated Media. Der Tenor des Vortrages: Der Konsument hat heute eine Stimme, redet mit, hinterlässt seine Mundpropaganda ungefiltert archiviert im Netz. Und die Marken haben gar keine andere Wahl, als sich der Herausforderung zu stellen und damit umzugehen. Denn indem man die Sache ignoriert, wird sie nicht verschwinden. Anstatt negatives Feedback auszublenden, müssen die Unternehmen künftig noch mehr als bisher darauf achten, ihre Produkte soweit zu verbessern, dass negatives Feedbach gar nicht erst entsteht. Denn wenn es entsteht, kann es sich potenziell weltweit verbreiten.
Und ganz zum Schluss habe ich noch eine kleine Zusammenfassung versucht, und es ging zu den kalten Erfrischungen. Ein interessanter Tag, mit interessanten Referenten, und vielen interessanten Gesprächen und Diskussionen. Dank an IIR!
Zum WOMDay bei TRND fehlt eigentlich auch noch eine kleine Nachlesen... mal sehen, ob ich dazu noch komme. Bis dahin: Fotos im TRNDBlog.