Beim Werbeblogger gefunden und spontan begeistert gewesen: Mary Woodbridge, und vor allem die Geschichte dazu. Mit Brian Clark habe ich schon häufig darüber diskutiert, wann das Erzeugen von Illusionen, bzw. der "kreative Umgang" mit der Wahrheit im Marketing (mittels Mundpropaganda) vertretbar und akzeptabel ist, und wann man sich auf ethisch fragwürdiges Glatteis bewegt. Insbesondere, weil bei der WOMMA das Thema Ethik so dermaßen hoch aufgehängt wird, dass man in den USA an der Debatte gar nicht vorbeikommt. Brian hat eine meiner Ansicht nach sehr griffige Faustregel, die auch im Fall der Mary Woodbridge greift:
Fiktives über eine Marke zu erfinden ist dann in Ordnung, wenn man es von vornherein darauf anlegt, dass der Schummel herausgefunden wird. Und dass es dann, wenn die Wahrheit bekannt wird, keine Enttäuschung oder Verärgerung gibt, sondern eine positive Einstellung zum werbetreibenden Unternehmen.
Zwei einfache Beispiele: 1) Ein Marketingmensch, der sich in einen Chatroom einloggt oder auf einem Blog "als Privatperson" einen begeisterten Kommentar über sein Produkt hinterlässt, das dieses Lob und diese Empfehlung eigentlich nicht verdient, verstößt gegen die Regel. Die anderen Leser werden das Produkt ggf. ausprobieren, und sie werden die mindere Qualität über kurz oder lang entdecken. Die Wahrheit kommt also an's Licht und wirft dabei kein gutes auf den Menschen, der da gepostet hat, und auch nicht auf das Unternehmen. 2) Eine Automarke behauptet, ihr sei ein nagelneues Auto in einem Raub gestohlen worden, und sie bittet die Öffentlichkeit um Mithilfe, das Auto wiederzufinden. 100.000e machen mit und sind begeistert - so entsteht daraus eine sehr interessante Marketing-Aktion. (Disclosure: Brian war an "Art of the Heist" beteiligt... ;-)
Was bedeutet das für Mary Woodbridge? Meiner Ansicht nach - und da stimme ich Andreas voll und ganz zu - haben die unzähligen Journalisten, die über die Sache geschrieben haben, einfach einmal zu wenig eingeatmet, um ihrem Hirn genügend Sauerstoff zukommen zu lassen. Das war eine "Lüge", die darauf angelegt war, entdeckt zu werden. Und die jedem Entdecker im Nachhinein Spaß machen soll.