Ein kurzer Artikel in ClickZ (What Makes Your Advertising Viral?) liefert Gedanken dazu, was man bedenken sollte, wenn der Kunde sagt: "Macht mir mal irgendwie eine virale Kampagne!" (Mit viral in diesem Fall etwas gemeint, das sich epidemieartig im Internet weiterverbreitet.)
Die interessanteste Behauptung, die Dorian Sweet aufstellt, ist, dass die meisten besonders gut funktionierenden viralen Ideen gar nicht von Marketing-Leuten erdacht worden sind, sondern woanders her stammen und letztlich auf Marketing umgetrimmt worden sind. Beispiele:
- Subservient Chicken sei eigentlich eine Adaption von sogenannten Live Sex Chats, in denen auch mittels vorproduzierter Video-Clips auf die häufigsten Anfragen von Chattern reagiert wird.
- Come Clean, von der Method Marke (Reinigungsprodukte mit besonderem Design und einer Kult-Anhängerschaft) sei inspiriert von Not Proud - online confessions.
- SithSense ist inspiriert bzw. basiert auf dem Computer-Spiel 20q (dazu mein Post vom 9.6.05).
Kann sein, dass Sweet recht hat. Es kann aber auch sein, dass die vielgelobte Agentur CP&B und ihre superkreativen Viralexperten lediglich keine eigenen Ideen haben, denn die haben die beiden ersten Beispiele (aus Sweets Artikel) gemacht, und die Sith Sense Sache vermutlich auch, denn das ist ja auch von Burger King... ;-)
Der Grundgedanke, den Sweet hat, ist letzten Endes aber, dass der interessanteste, spannendste und "viralste" Content, den es im Internet gibt, oft von Nutzern gemacht wird - also von Individuen, die eine eigene Sicht der Dinge haben und daraus eine unterhaltsame ansteckende Idee entwickeln. Denn sie müssen keine Marke und deren Befindlichkeiten im Kopf haben, bevor sie ihre Sache ins Netz stellen. Wenn man also eine abgefahrene Idee im Internet entdeckt, die virales Potenzial zu haben scheint, und die man auf die eigene Marke anpassen kann - na dann los!
Wie heißt es doch bei den Chinesen? Wen man eine Idee nachmacht, dann ist das nichts anderes als eine Ehrbezeugung an den Schöpfer...