Procter & Gambles Tremor – ein Unternehmen, das in den USA dafür gegründet wurde, Mundpropaganda-Effekte durch Product Seeding und VIP consumer votes zu bewirken – steht derzeit unter Druck. USA Today und The Enquirer berichten, dass ein Verbraucherschutzgruppe (“Commercial Alert”) Klage erhoben hat - mit der Behauptung, das Unternehmen würde irreführende Werbung machen. Denn die Mitglieder von Tremor müßten sich als "Werbetreibende" zu erkennen geben, was sie bislang nicht täten. (Diese Meldung ist sicher auch im Zusammenhang mit den letzten Äußerungen von Andy Sernovitz zum Thema "Transparenz" zu sehen.)
Meiner Ansicht ist diese Behauptung bzw. Forderung aber nicht ganz einfach aufrecht zu erhalten: Anders als BzzAgent bittet Tremor seine Mitglieder nicht darum, Mundpropaganda zu machen. Was Tremor macht: Das Unternehmen bietet den Mitgliedern exklusive Produktinformationen, lädt ein, über Aspekte des Marketing abzustimmen, neue Produkte zu testen und Feedback dazu abzugeben. Und hofft, dass die Jugendlichen anschließend darüber sprechen. Und das tun sie dann auch, in den meisten Fällen.
Die Mitglieder fühlen sich dadurch ernstgenommen und gehört - ihre Meinung zählt, sie werden zu "Marken-VIPs". Das regt sie an, Mundpropaganda zu machen - ganz ohne explizit darum gebeten zu werden. Tremor CEO Steve Knox: “Ein Mitglied zu sein, erlaubt dem Teenager, sich gestärkt gegenüber den Unternehmen zu fühlen. Sie haben eine Stimme, die gehört wird, und sie bekommen coole Informationen, noch vor ihren Freunden.”
Die Verbraucherschutzgruppe nennt die Jugendlichen "bezahlte Marketers” – aber kann man Insider-Informationen und eine VIP-Behandlung als Bezahlung ansehen? Wie soll man den Jugendlichen erklären, dass sie sich als "Marketer" outen sollen, wenn man sie nie darum gebeten hat, sich als solcher zu betätigen?