Unter Bloggern wird ja gerne diskutiert, ob und wie sich Blogs in den Mainstream bewegen können, und was eigentlich passieren muss, damit Bloggen und die Auseinandersetzung mit Blogs ein breiteres Publikum interessiert.
Ich glaube, dass Blogs ihre vielen Funktionen und Features derzeit nur einem Kreis von Eingeweihten kommunizieren und es den "normalen Websurfern" mit ihrer Terminologie und Navigation noch ein wenig schwer machen. Dabei spielt die extreme Nutzung der englischen Sprache auch eine Rolle. Beispiele:
- Auf meinem Blog heißt der dauerhafte Link zu einem Eintrag "Permalink". Was kann ein Nutzer damit anfangen, wenn er von Blogs nichts weiß und die Seite einfach beim Surfen gefunden hat? Wie wäre es, wenn man sich ein paar Charaktäre mehr leisten würde und den Link "Verlinkung zu diesem Eintrag" nennen würde, oder "Einzelseite dieses Eintrags"?
- Hat man einen Einzeleintrag aufgerufen, findet man unter dem Eintrag den folgenden Text:
"Trackback - Trackback-URL für diesen Eintrag - http:... "
Denken wir wieder an den normalen Nutzer - was kann er oder sie mit diesem Technobabbel anfangen? Das wird einfach überlesen oder ignoriert. Wenn da jetzt stehen würde:
"Mit der folgenden Adressangabe können Sie von hier einen Link zu Ihrem eigenen Internettagebuch (Weblog) schalten (sogenannter Trackback)...",
dann wäre das eine Einladung an neugierige Nutzer herauszufinden, was ein Blog ist, und wie man ihn selber nutzen kann. (Jaja, das ließe sich sicher noch besser texten... ;-) - Man stelle sich vor, ein Nutzer hat einen Blog vor zwei Wochen besucht, hat den "Permalink" nicht gespeichert, und möchte nun den damals gelesenen Eintrag wiederfinden. Wenn ein Archiv angeboten wird, besteht die Hoffnung, dass er da fündig wird. Aber wäre es nicht einfacher, wenn es in jeder Blog-Software ein Suchfunktion gäbe, die möglichst direkt oben auf der Seite angezeigt wird? (Ich muss zugeben, dass ich als Typepad-Nutzer zu wenig darüber weiß, was mit manch anderer Software geht, und ich habe auch noch nicht geguckt, ob ich in einem teureren Paket eine Suchfunktion kaufen kann...)
- Die sprachlichen Anmerkungen gelten im übrigen auch in den Posts: in manchen Einträgen wird mit Blogger-Insider-Jokes nur so um sich geworfen... wenn da "Unschuldige" drauf stoßen, werden sie wenig damit anfangen können. (Das Gegenargument hier ist, dass die Blogosphäre aus Gesprächen besteht - Konversationen zwischen Bloggern und Lesern. Und solche Gespräche sind durch Austausch und ein gemeinsames Verständnis geprägt. Ich stimme dem zu - es entstehen ja auch eine gewisse Befriedigung und ein Zusammenhalt daraus, einen gemeinsamen Grundwortschatz zu teilen und ein gewisses Verständnis von manchen Schlüsselbegriffen und -geschichten.)
Das hier soll auch auf keinen Fall wie eine Generalkritik an Typepad klingen. Es ist eigentlich ganz gleich, welche Blogs man ansieht und auf welcher Plattform sie laufen - kryptische Texte bzw. Navigationsangaben und Beschriftungen der Funktionen findet man überall. Es scheint derzeit einfach Einigkeit zu herrschen, die US-amerikanischen Konventionen erst einmal relativ kritiklos zu übernehmen.
Ich kann mir im übrigen vorstellen, dass es für manchen auch wichtig und identitätsstiftend sein kann, mit Vokabeln wie Ping, Trackback, Permalink, etc. um sich zu werfen (wie oben angedeutet). Es ist ja ein bekanntes Phänomen, das Gruppen, die eine eigene Identität und einen besonderen Zusammenhalt entwickeln wollen, auch ein eigenes und für andere fremdes Vokabular benutzen, um sich abzugrenzen. Insofern ist es für die Blogger-Szene vielleicht sogar wichtig, sich in solchen Codes zu verständigen - eben um den Zugang zur Bloggerwelt nicht so einfach zu machen? (Das soll gar nicht polemisch klingen - wenn man gewisse Hürden einbaut, in Form von solchen Vokabeln etc., dann sorgt man natürlich auch dafür, dass nur die Leute zum Bloggen kommen, die sich auch wirklich dafür interessieren.) Das führt aber dann auch dazu, dass sich die Blogging-Idee nicht so schnell verbreitet wie sie könnte.
Wenn man möchte, dass sich das Bloggen auch hierzulande weiter verbreitet und bekannter wird - sowohl, um neue Leser für Blogs zu finden, als auch um mehr Leute vom Bloggen zu begeistern - dann sollte man vielleicht versuchen, eine etwas einladendere Sprache zu benutzen?