Ein interessanter Text von Robert Basic im MEX-Blog: Er setzt sich sehr kritisch mit dem "Mythos" (?) auseinander, gute Blogger seien alle "authentisch, offen und ehrlich" und alle neuen, "die da noch kommen werden", müßten auch so sein. Ein richtiges Fazit gibt es nicht, aber Robert erklärt, dass es letzten Endes nicht Schwarz und Weiß gebe, also auf der einen Seite die guten Blogger, die ehrlich das sagen, was sie denken, und auf der anderen Seite die bösen (Corporate) Blogger, die sich verstellen, PR betreiben und damit verabscheuungswürdig sind. ;-)
Mich interessiert daran ganz besonders der Gedanke, dass jeder, der einen Blog betreibt, sich irgendwie verstellt und ein Image von sich zu schaffen versucht. Wenn man einen Blog auf die Art Weise betreibt, dass viele Verlinkungen entstehen, dass man in anderen Blogs zitiert wird, dass man bei Google gefunden wird, etc., dann ist man immer mit Selbstdastellung befasst. Das ist doch für viele das Großartige am Netz und am Bloggen: man kann sich sein eigenes Image und seine eigene Marke kreieren, das auch tatsächlich von Leuten gesehen wird! - wenn man technisch gut ist und die Möglichkeiten dazu hat, dann auch über Layout und Typo etc. des eigenen Blogs, wenn nicht, dann immerhin über die Themen, die man anschneidet, und darüber, wie man das tut.
Und wenn man bewußt oder unbewußt an seinem eigenen Image feilt, und das tun alle Blogger, die gelesen werden (wollen), dann ist man auch sein eigener Spin Doctor. Ganz klar. Man sagt manches nicht, was einen selbst schlecht dastehen läßt, und man sagt anderes, was man in einer Konversation vielleicht so nicht sagen würde, was aber im Blog ganz ungemein kontrovers und "authentisch" (was ist das eigentlich?) rüberkommt. Man erfindet seine eigene Blog-Persönlichkeit. Und die muss nicht unbedingt mit der Person, als die man sonst bekannt ist, übereinstimmen.
Ich habe über die Jahre immer wieder versucht, mit meinem eigenen Image im Internet rumzuspielen. (NetEssentials - mein erster "Blog", da wußte ich nicht, dass es das gab, 1999 - 2001, coyote-collective und OEtting.de.) Dabei hat sich gezeigt, dass nur die Seite, die regelmäßig aktualisiert wurde (NetEssentials) bereits ohne Trackback, Ping und Comments allein durch meine eigenen Newsletter-Versendungen für Aufmerksamkeit gut war. Warum ich dann Jahre gebraucht habe, um das Bloggen zu entdecken, ist mir schleierhaft... Vielleicht musste ich erst ein Thema finden, zu dem ich etwas zu sagen wußte? Auf jeden Fall stimme ich mit Robert darin überein, dass wir alle hier auf die eine oder andere Weise Eigen-PR machen. Und damit unsere eigenen Spin Doctors sind. Blogging ist die Corporate Language des vernetzten Individuums. ;-)
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