Das britische Contagious Magazine ist gerade in der dritten Ausgabe erschienen. Es ist weniger eine Zeitschrift im klassischen Sinn als vielmehr eine Art Verzeichnis unkonventioneller "ansteckender" Werbekampagnen und Ideen zur Markenführung. Jeder Ausgabe liegt eine DVD bei, auf der die wichtigsten oder, aus Sicht der Redaktion, besten Filme und Bilder anzusehen sind. Dass es keine Zeitschrift im klassischen Sinn ist, zeigt auch schon der Preis. Für ein einjähriges Abo (entspricht vier Ausgaben) möchten die Jungs bei Xtreme Information schlanke 1420 EUR haben... ;-)
Ich hatte die Gelegenheit, zur letzten Ausgabe einen Artikel über innovative Ansätze im deutschen Werbe- und Kommunikationsmarkt beizusteuern, daher habe ich sie hier auch vorliegen. Ist schon sehr aufwändig gemacht. Denkt Euch "Brand Eins auf Speed", mit mehr Bildern und weniger Text.
Am interessantesten ist aus meiner Sicht vor allem die News Section (neben meinem eigenen Artikel, selbstverständlich... ;-). Da kann man seitenlang lauter kurze Meldungen über interessante Werbeansätze aus der ganzen Welt finden. Einige Beispiele, die hier in den Blog passen, weil sie Mundpropaganda-Potential ansprechen oder viral funktionieren, will ich kurz aufführen:
- The Peperami Noodles Army - ich bin nicht sicher, ob das irgendeinen viralen Effekt nach sich ziehen wird (oder schon hat), aber es ist sicher interessant, eine ganze Armee aus der Taufe zu heben, um Nudelgerichte zu promoten.
- LiveSTRONG - viele werden das schon kennen, ich habe auch immer wieder davon gehört. Nun habe ich's in Contagious wiedergefunden und denke endlich mal daran, darüber zu bloggen... Nike hat bereits vor einer ganzen Weile eine Art Undercover-Charity-Marketing Aktion ins Leben gerufen, die von einigen Experten als eine der erfolgreichsten und besten viralen Aktionen überhaupt eingeschätzt wird (der Kollege Paul Marsden in London gehört auch dazu). Ein einfaches gelbes Armband ist das einzige Zeichen der Kampagne - völlig ohne Branding. Indem man es von Nike kauft, spendet man einen Dollar an die Lance Armstrong Foundation. Wenn man im US-Fernsehen aufpasst, kann man sehen, wieviele Leute (Stars genauso wie reguläre Leute von nebenan) das Armband tragen. Jeder, der es kauft und trägt, hat damit einen Grund für Gesprächsstoff und weist sich als Insider aus; es ist sichtbar, aber ohne Branding. Man kann sich natürlich einfach selbst eines machen, aber dann fehlt der eigentlich wichtige Teile - die Spende. Im angelsächsischen Raum eine der bekanntesten und erfolgreichsten viralen Aktionen aller Zeiten.
- The Revenge of the Brick - bei Lego gibt's einen ganz netten Star Wars-Film. Es gibt eigentlich nur Kampfszenen zu sehen. Das interessante daran ist, dass hier sehr viel mehr Fexibilität beim Umgang mit den Waffen und Raumschiffen möglich ist, denn sie sind eben aus Lego gebaut - sie können also immer wieder neu und anders zusammengesetzt werden. Und das ist dann im Film auch zu sehen. Am besten gefällt mir allerdings die Schlussszene. Man sieht Darth Vader als... Dirigent. ;-)
- McDonald's zahlt für Mundpropaganda - einer Meldung bei Contagious zufolge hat McD jedem Hip-Hopper angeboten, zwischen einem und fünf Dollar zu bezahlen, so oft ein Song gespielt wird, in dem der BigMac genannt wird. Walt Riker, Sprecher von McDonald's, erklärte dazu: "McDonald's behält sich das Recht auf endgültige Freigabe der Inhalte mit dem BigMac vor, um sicherzustellen, dass der Zusammenhang angemessen ist." Na super. Ich würde mir wünschen, dass jetzt viele Rapper auf die Kohle pfeifen und den BigMac möglichst häufig in weniger angemessenen Zusammenhängen nennen...
So viel erstmal aus der Contagious News-Ecke.