Bei Ask Wappling habe ich eine interessante neue Konstellation im Mundpropaganda-Markt gefunden: BzzAgent(s) arbeitet/n nun im Auftrag von Creative Commons. CC ist eine gemeinnützige Initiative, die es sich zur Aufgabe gesetzt hat, neue Mittel und Wege zu finden, um das Urheberrecht im neuen digitalen Zeitalter auf zeitgemäße Weise zu schützen. Die rigiden Methoden der Platten- und Filmindustrie passen nicht mehr in die heutige Zeit. Totale Anarchie und Rechtlosigkeit derjenigen, die intellektuelles Kapital entwickeln, ist aber ebenso wenig wünschenswert. Daher hat sich Creative Commons zum Ziel gesetzt, neue Regelungen zu finden, die sinnvolle Lösungen für möglichst alle Beteiligten darstellen sollen.
Die Initiative hat bislang davon gelebt, dass vor allem freiwillige Aktivisten, die dahinter stehen und CC für eine sinnvolle Lösung halten, die Sache verbreiten und weitertragen. Daher stößt die neue Allianz auf Skepsis. Es wird argumentiert, dass eine Initiative, die sich aufgrund von Begeisterung und echter Anhängerschaft entwickelt hat, besser auch weiterhin in dieser Weise beworben wird - von den eigenen "echten" Anhängern.
Wenn nun "eine Horde Agenten", die mittels Bonus-System "bezahlt" werden, unechte Mundpropaganda für CC verbreitet, dann würde das der Glaubwürdigkeit der ganzen Sache schaden.
Interessant. Wieder einmal macht sich BzzAgent bei den Bloggern unbeliebt. Am besten gefällt mir der Kommentar von Jack Lyons: "The result of things like BzzAgent is that, from now on, I and my friends will look askance at anyone who starts talking about CC positively in a conversation, and that's a damn shame. This isn't how you market something, it's how you kill it."
Genau das ist das Problem (und hier) mit BzzAgent. Die Leute befürchten, dass die Firma "in Konversationen reinkriecht". Und Dave Balter ist ständig dabei, sich gegen derartige Anschuldigungen zu verteidigen - was schwierig ist, denn sein grundsätzliches Geschäftsmodell besteht aus drei Komponenten, die gegen ihn argumentieren:
- Leute bekommen Punkte dafür, dass sie Mundpropaganda im Auftrag von BzzAgent machen. Das klingt nicht nach "Mundpropaganda aus Überzeugung".
- Leute erhalten Anleitungen dazu, wie sie am besten das Produkt bewerben.
- Die BzzAgents sind nicht Angestellte des Unternehmens, daher kann BzzAgent letztlich gar keine Kontrolle ausüben oder Gewähr dafür übernehmen, wie sich die Agenten verhalten. Und damit ist jede Beteuerung Dave Balters, dass die Agenten nur "ehrliche Mundpropaganda" verbreiten, eine sehr wackelige Behauptung. Denn letztlich hat er überhaupt keine Ahnung, was die Agenten da tatsächlich in seinem "Auftrag" anstellen.
Letztlich liegt es wohl alles daran, dass Balter eine Vergangenheit im Bereich "Loyalty Management" hat. Der Mann hat gelernt, dass Begeisterung mit Bonuspunkten entlohnt werden muss. Das aber hat mit Mundpropaganda und konsumentenorientiertem Marketing nicht viel zu tun.
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Nachtrag: enorme Sammlung an Kommentaren auf Lawrence Lessigs Blog. Und Dave Balter ist auch wieder dabei... Inzwischen hat er sogar den Spitznamen Dave "Bloggers are Liars” Balter... Meine Güte.