Nach meinem gestrigen Eintrag zur Unterscheidung zwischen Guerilla- und Viral Marketing gab es einige interessante Diskussionen, bei meinen Kommentaren, auf anderen Blogs und auch "offline". Das hat mich zu weiterem Nachdenken angeregt und ich würde gern eine Beschreibung des Begriffs Guerilla-Marketing vorschlagen, die eine leichte Änderung der Sichtweise auf das Thema erlaubt - nämlich, dass Guerilla keine Marketing-Technik ist, sondern eine Einstellungssache (ich bin kein Kenner der Guerilla-Literatur, daher kann es sein, dass ich hier einen uralten Hut anbiete):
Vorschlag "Erklärung" Guerilla-Marketing
Guerilla Marketing ist keine Technik oder Methode im Marketing, sondern eine grundsätzlichen Einstellung. Ein Guerilla-Marketer denkt zunächst medien- und umfeldneutral, dafür aber kostenbezogen. Er versucht mittels unkonventioneller Denkweise bei möglichst geringem Mitteleinsatz maximale Aufmerksamkeit zu erzeugen, indem er Lösungen vorschlägt, die mit etablierten Normen brechen. Das Brechen von Normen sorgt für Abwechslung und Überraschung im Alltag der Zielgruppe (B2C und B2B), damit für Aufmerksamkeit und im Idealfall für Gesprächsstoff (>> hier entsteht die Verbindung zu WOMM/VM/BM).
Damit ist deutlich, dass Guerilla-Marketing keine Marketing-Dispziplin ist, sondern eine grundsätzliche Geisteshaltung, die in jedem Marketing-Kontext angewandt werden kann.
Wenn man jetzt demgegenüber Viral / WOM / Buzz Marketing erklären sollte, würde ich in etwa wie folgt argumentieren:
Vorschlag Erklärung Viral / WOM / Buzz Marketing
WOMM/VM/BM ist ein grundsätzlicher Ansatz für die Planung und Organisation von Markenkommunikation. In der klassischen Kommunikation wird das Unternehmen als Absender begriffen, der an möglichst viele Mitglieder der Zielgruppe seine Nachricht sendet, mit der Hoffnung auf Interesse und Reaktion. WOMM / VM / BM verlangt dagegen in der einen oder anderen Form die Aufnahme des Gesprächs mit der Zielgruppe, über verschiedene Medien (online - Foren, Blogs, Email; offline - Fokusgruppen, Events, etc.), mit dem Ziel, Teil der Alltagsgespräche der Zielgruppe zu werden. Der Marketer hat dabei notwendigerweise die Pflicht, anregenden und interessanten Gesprächsstoff zu liefern, der von der Zielgruppe geschätzt, bestenfalls begeistert aufgenommen wird.
Ich denke, wenn man diese beiden Erklärungsversuche nebeneinander sieht, wird deutlich, dass es sowohl Übereinstimmung wie auch Unterschiede gibt. Im WOM Marketing ist die Betonung des möglichst geringen Mitteleinsatzes zum Beispiel weniger ausgeprägt. Zumindest sollte sie es sein. Heutzutage muss man beispielsweise doch eine gewisse Menge Geld in die Hand nehmen, um einen viralen Film ordentlich zu produzieren und zu "seeden", also vernünftig zu verteilen. Und wenn man sieht, welchen Aufwand P&G mit Tremor betreibt, ist klar, dass es ein Mythos ist, WOM Marketing koste wenig Geld. Ein WOM-Marketer kann aber andererseits eine Guerilla-Einstellung annehmen und sich überlegen, wie er mit geringem Mitteleinsatz zum begeistert aufgenommenen Gesprächsstoff in der Zielgruppe wird.
Ich freue mich mal wieder auf und über Kommentare.