Eine sehr interessante Diskussion mit The Cod über Open Source Marketing im B2B-Zusammenhang bringt mich zu folgender Überlegung: In vielen Fällen scheint es mir, dass "Open Source Marketing" mit "Open Source Advertising" verwechselt wird. Das ist ja eigentlich ein klassisches Problem: "Ich arbeite im Marketing." "Ach was, sie machen die lustige Werbung und so?!" Marketing ist nicht gleich Werbung, auch wenn das viele denken - Marketing ist doch, nehmen wir's mal klassisch, das Ergebnis der Arbeit mit den vier Ps (Price - Promotion - Place - Product), also das Drehen an sämtlichen Stellschrauben, die helfen, das Produkt auf dem Markt zu platzieren.
Wenn man es mit Open Source Marketing ernst meint, dann reicht es nicht aus, die Kunden nur dazu einzuladen, Werbefilme zu drehen, oder Anzeigen zu gestalten. Open Source Marketing muss weiter gehen. Ich glaube, dass sich hier eine neue Art des Marketings etablieren kann, die viel weiter geht, als nur in den Bereich der Kommunikation (unter den 4 Ps die "Promotion"). Wer zusätzlich in enger Arbeit mit den Abnehmern das Produkt verbessert oder verändert, den Preis festsetzt (klar, auch das! Die "Weinerei" in Berlin erlaubt den Kunden, selbst zu bestimmen, wie viel sie bezahlen wollen, und ein Hotel irgendwo in Deutschland auch) und Fragen die Distribution betreffend entscheidet, der wird das Produkt auf eine Weise in der Zielgruppe verankern und Loyalität schaffen, die ihresgleichen sucht.
Es gibt die perfekte Fallstudie für Open Source Marketing - die australische Biermarke Blowfly. Gegründet wurde die Firma von ein paar Leuten, die weder Ahnung vom Bierbrauen noch von Marketing hatten. Sie haben daher entschieden, dass sie so gut wie alles gemeinsam mit ihren zukünftigen Kunden entscheiden. Und nicht nur dass. Sie haben außerdem entschieden, dass sie ihren Kunden künftig Anteile an der Firma zukommen lassen. Bei Blowfly hört sich das so an:
"...in 2002 we created a beer built on a concept we called Viral Equity - thousands of people across 20 countries helping us make a brand new beer over the internet. Crazy? Yes. Doomed to fail? Yes. But it didn't.... And for giving us input we gave those folks a chance for stake in the company!
And for a limited time we're giving others the ability to have their own allocation, a right to part of Brewtopia just for drinking the beer! Click below to take a looksee at something that may absolutely amaze you."
Now THAT is Open Source Marketing.
Wer es also ernst meint mit Open Source Marketing, der kann sich auf ein erstaunliches Abenteuer einlassen!
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Nachtrag - das hatte ich noch vergessen: wer das Open Source Marketing Manifesto von James Cherkoff in einer deutschen Übersetzung lesen will, findet es bei Companice.