In den letzten Monaten war es kaum möglich, dem enormen Werbedruck der Firma HanseNet zu entgehen, die mittels millionenschwerer Kampagne ihr DSL-Angebot "Alice" in den Markt zu drücken versucht. Auch ich habe die blonde Schönheit im Berliner Straßenverkehr an unzähligen Plakatwänden bestaunen können und mich gefragt: wer läßt sich auf diese Weise einen DSL-Anschluss andrehen? (Ich selber bin zufriedener Kunde bei Freenet, mit einer 5-Euro-Flatrate, zuzüglich zu meiner T-DSL-Grundgebühr - wofür ich hiermit gern ein wenig Mundpropaganda mache - und sehe keinerlei Grund, einen Wechsel vorzunehmen.)
Die Antwort folgte auf dem Fuß: mein Freund Anselm. Er war gerade nach Tempelhof umgezogen und brauchte ohnehin einen neuen Anschluss, fand die Dame apart, erklärte, dass er sich ohnehin gern von Werbung verführen ließe, und begab sich mittels Browser zu Alice.
Er fand dort viel Gerede, aber - trotz vielen Suchens - zunächst keine Preisinformation. (Und das liegt nicht daran, dass er sich mit dem Web nicht auskennt, oder seinen Rechner nicht zu bedienen weiß. Ich kenne kaum jemanden, der im Internet so zuhause ist wie Anselm.) Da ihn das erstaunte ("wie kann man ein Angebot so bewerben und dann nicht den Preis verraten?"), erzählte er mir davon - das war negative Mundpropaganda 1.
Davon ließ er sich jedoch nicht abschrecken, fand nach einigen Tagen doch irgendwo irgendeine Preisinformation und bestelle fröhlich seinen Alice-DSL-Anschluss. Einige Zeit ging ins Land... und ab und zu fragte ich Anselm, wie es denn um seinen Internetanschluss stehe. Mehrmals teilte er mir mit, dass davon noch nichts zu erkennen sei - als es beim dritten Mal schließlich sechs Wochen her war, dass er den Auftrag erteilte hatte, war er selbst erheitert von dem hervorragenden Service. Und so entstanden negative Mundpropaganda 2, 3 und 4.
Man mag es kaum glauben, aber irgendwann hatte er seinen Anschluss (auch wenn - zu seinem Leidwesen - die reizende Dame selbst nicht den Weg in seine Wohnung geschafft hatte...). Ich fragte ihn, wie zufrieden er denn sei. Die Antwort: "Lange hat's ja gedauert, aber dafür ist die Verbindung jetzt auch ultra-langsam." Und damit hätten wir negative Mundpropaganda 5.
Die Schlussfolgerung: selbst mit 100en von Werbekontakten, über mehrere Wochen, hat HanseNet bei mir nicht den Hauch einer Chance, gegen die eine schlechte Erfahrung meines Freund Anselm anzukommen. Wenn andere Leute, und insbesondere die potentielle Kunden von Alice, auch Freunde haben, die solche Alice-Erfahrungen sammeln, dann frage ich mich, auf welche Weise die jemals ihre Werbemillionen wieder reinholen wollen?